BP sieht das Vorhaben der Bundesregierung zur verpflichtenden Einführung von Ladesäulen an allen Tankstellen äußerst kritisch
Ein unsinniges Vorhaben?
Mehr noch als in vergangenen Jahren kränkelt derzeit in Deutschland die Mobilitätswende. Elektroautos sind weniger gefragt, was Beobachter unter anderem auf noch immer zu hohe Preise zurückführen. Ebenfalls ein Faktor ist allerdings die Ladeinfrastruktur, die in Teilen der Bundesrepublik weiterhin schwer zu wünschen übriglässt. Die Bundesregierung plant derzeit, mit neuen Vorgaben für Tankstellen eben diesem Umstand zu begegnen.
Angedacht ist eine Ladesäulenpflicht für Tankstellen. Damit würde jede Tankstelle dazu verpflichtet werden, neben Zapfsäulen für Benzin auch mindestens eine Möglichkeit zum Laden von E-Autos anzubieten. Der Gedanke dahinter ist, dass E-Auto-Fahrer in Zukunft sicher sein können, an jeder Tankstelle ihren Akku laden zu können. In der Theorie ließen sich damit zweifellos einige Hürden in den Köpfen der Verbraucher einreißen. Bei BP (GB0007980591) sieht man die Angelegenheit allerdings skeptisch.
Der Vorstandsvorsitzende von BP Europa, Patrick Wendeler, sprach sich gegenüber der „Welt am Sonntag“ klar gegen die geplante Ladesäulenpflicht aus. In seinen Augen handelt es sich um ein „unsinniges“ und „planwirtschaftliches“ Instrument. Das bedeutet nicht, dass der Konzern nicht am Ausbau von weiteren Ladepunkten bei seinen Aral-Tankstellen in Deutschland festhalten würde. Bevorzugen würde das Unternehmen aber einen freiwilligen Ansatz, um unnötige Investitionen vermeiden zu können. So sei nicht an jeder Tankstelle ein Ladepunkt sinnvoll und zum Teil müssten sie an Orten aufgestellt werden, wo die Kunden sie nicht haben wollen.
BP bereit für Kompromisse
Als eine mögliche Lösung sieht BP einen Ansatz, bei dem die Pflicht für eine Ladesäule bei Tankstellen entfallen könnte, wenn sich in direkter Nähe bereits eine Ladesäule befindet, beispielsweise auf dem Parkplatz eines nahegelegenen Supermarktes. Mit solchen Ausnahmeregelungen könnte sich der britische Konzern mit den von der Bundesregierung geplanten Gesetzen wohl noch irgendwie anfreunden. Ob dem Vorhaben, möglichst schnell mehr Elektroautos auf die Straßen zu bringen, damit geholfen wäre, darauf ging man bei BP nicht weiter ein.
Aus Sicht von Patrick Wendeler sei die Elektromobilität aber ohnehin nicht mehr aufzuhalten. Der BP-Manager identifiziert weiterhin eine starke Akzeptanz für E-Autos und verweist dazu auf eigene Zahlen. So konnte die Nutzung des eigenen Stromladenetzes innerhalb von elf Monaten von einer Million Nutzungen auf 2,5 Millionen Nutzungen gesteigert werden. Daran zeige sich, dass die Nachfrage auch ohne Zwang beständig in die Höhe gehe.
Langfristig rechnet BP daher klar damit, dass die Elektromobilität sich durchsetzen wird. Nun hat die Bundesregierung sich allerdings ambitionierte Ziele gesetzt. Bis 2030 sollen 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein. Davon ist man bisher noch meilenweit entfernt. Auch BP traut sich keine Prognose darüber zu, ob dieses Ziel unter den gegenwärtigen Voraussetzungen noch erreicht werden kann.
Die Bürokratie ist mal wieder schuld
Doch selbst für eine Beschleunigung wird ein Zwang zum Ausbau an Tankstellen als der falsche Weg angesehen. Mehr Potenzial erkennt BP mit Blick auf die damit verbundene Bürokratie. Jedes zweite Bauvorhaben von BP Europa habe derzeit laut Wendeler mit Verzögerungen zu kämpfen. Ein Abbau von bürokratischen Hürden könne dabei helfen, in höherem Tempo mehr Ladepunkte ans Netz zu bringen. Schon heute hätte BP nach eigenem Bekunden 1.000 Ladesäulen mehr im Einsatz, würden die Behörden schneller arbeiten.
Eine direkte Reaktion aus der Bundesregierung auf die Kritik liegt bisher nicht vor. Die Börse nimmt das Thema derweil eher beiläufig zur Kenntnis. Im Fokus stehen die zuletzt recht rasant angestiegenen Ölpreise, welche Unternehmen aus dem Segment einen veritablen Höhenflug verschafft haben. Auch BP zeigte sich am Wochenende stark mit einem Kurs von 6,30 Euro. Das aktuelle 52-Wochen-Hoch ist bereits bei 6,48 Euro anzutreffen. Aufgrund der neuerlichen Eskalation im Nahen Osten rechnen Experten mit einer Fortsetzung des Trends zu Preisaufschlägen beim Schwarzen Gold.
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15.04.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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