Umsatzeinbruch bei BP beutelt die Aktionäre - Neue Perspektiven für 2021
British Petroleum plant Transformation vom Öl-Konzern zum Energie-Konzern
Aus einem Öl-Konzern wird ein Energie-Konzern. Das ist die langfristige Perspektive, die sich British Petroleum (BP) (GB0007980591) für die kommenden 30 Jahre gesetzt hat. Auf den ersten Blick hört sich die Strategiewende sehr weit hergeholt an. Abstrakt betrachtet wirkt das Ganze jedoch sehr logisch: BP verkauft seinen Kunden Energie, solange sich der Verbrauch messen lässt. Bisher machte man Erdöl- und Erdgasfelder ausfindig, förderte die Energie, veredelte sie in Raffinerien und lieferte sie dann über verschiedene Vertriebswege an die Kunden.
Am Grundprinzip ändert sich auch in Zukunft nichts. Abgesehen davon, dass das Geschäft mit den fossilen Energieträgern noch einige Jahrzehnte fortbestehen wird, kommt es zu einer Verlagerung des Schwerpunktes im operativen Geschäft. Die hohen Investitionen in die Exploration und Förderung werden in Zukunft verstärkt in die Entwicklung von Anlagen zur Produktion und Speicherung von regenerativen Energien fliessen, sowie in den Ausbau des Vertriebsnetzes für diese neuen Produkte. Oder anders gesagt: BP wird sein Produktportfolio um Stromproduktion, -speicherung und den Vertrieb erweitern.
Freiwillig geschieht der Wandel nicht. BP wird zu diesem Schritt gedrängt. Auf der einen Seite drängen die Regierungen den Konzern, auf der anderen Seite verlangt das operative Geschäft eine stärkere Diversifizierung.
Umsatzeinbruch bei BP beutelt die Aktionäre
Die vergangenen drei Jahre waren für die BP-Aktionäre nur schwer zu verdauen. Der Umsatz brach von Ende 2018 bis Ende 2020 um -40 % auf nur noch 184 Mrd. US-Dollar ein. Der weltweite Einbruch der Konjunktur war dabei selbstverständlich die treibende Kraft im vergangenen Jahr. Ein Effekt, der sich in 2021 umkehren wird, aber nichts an dem horrenden Verlust des vergangenen Jahres ändert. Aufgrund der geringen Flexibilität des Konzerns konnte das Management kaum Einsparungen vornehmen und fuhr so ein operatives Ergebnis vor Steuern und Zinsen von -21,7 Mrd. US-Dollar ein. Inklusive des negativen Finanzergebnisses ergab sich ein Vorsteuerverlust von -25 Mrd. US-Dollar.
Schon im 1. Quartal 2021 konnte BP das Geschäft wieder drehen. Offizielle Zahlen gab man noch nicht bekannt, aber das Management liess zwischen den Zeilen durchblicken, dass die ersten drei Monate sehr stark waren. Die abschliessenden Zahlen zum 1. Quartal bekommen wir am 27. April von BP.
Die Verschuldung sinkt derweil schneller als erhofft. Das Management hatte noch vor zwei Monaten für dieses Jahr das Ziel ausgegeben, erst in der 2. Jahreshälfte die Nettoverschuldung auf weniger als 35 Mrd. US-Dollar zu drücken. Dieses Ziel konnte nun vorzeitig erreicht werden. Allerdings nicht allein aus dem operativen Geschäft heraus, sondern auch durch den Verkauf von Unternehmensteilen. Insgesamt erlöste man bisher 4,7 Mrd. US-Dollar und will bis Jahresende eventuell noch weitere Verkäufe vornehmen. Anfang des Jahres wies der Konzern noch eine Nettoverschuldung von 38,9 Mrd. US-Dollar aus.
Transformation des Konzerns wird Jahre dauern
Der Horizont für ein Investment in BP ist sehr lang. Das Kerngeschäft war viele Jahrzehnte sehr profitabel und für die Investoren ein garantierter Dividendenlieferant. Mit der Energiewende ist das Ende dieser Ära eingeleitet worden und BP muss einen neuen Weg zu seinen Kunden finden.
Ich habe keinen Zweifel, dass der Konzern dies schaffen wird, aber ich zweifele daran, dass BP in der Zwischenzeit eine attraktive Investmentstory für die Börse sein wird. Denn zum einen wird das „alte“ Energiegeschäft zunehmend zu einer Belastung werden, da die staatlichen Regulierungen zunehmen werden und die Marge mit einem schrumpfenden Geschäft nicht wächst, sondern sinkt. Zum anderen wird BP viele alte Investitionen wertberichtigen müssen, was den Gewinn direkt schmälern wird und gleichzeitig erhebliches Kapital in den Ausbau der neuen Geschäftsfelder investiert werden muss. Da man jedoch spät in diesem Geschäft ankommt und nur einer von vielen Anbietern ist, wird man zu Beginn nur bescheidende Margen im Vergleich zur Vergangenheit verdienen und viele Kompromisse eingehen müssen.
Die Neuausrichtung kann im Zweifel eine halbe Dekade dauern. Liefert BP in dieser Zeit kein Wachstum und neue Perspektiven, wird die Börse die Aktie „auf Eis“ legen, sprich die Bewertungen dicht am aktuellen Wert des Geschäfts halten. Erst wenn die Transformation abgeschlossen ist, wird die Aktie dann einen neuen langfristigen Trend entwickeln können. Das ist die langfristige Perspektive.
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07.04.2021 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch
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