BYD im Rausch der Tiefe, BASF flüchtet nach China, Nel ASA noch nicht am Ende und BioNTech will bei der Regierung in Peking punkten
An der Börse zeichnen sich mal wieder nachhaltige Veränderungen ab
Die Themenauswahl an den Börsen fiel in den letzten Monat recht überschaubar aus und zumeist waren es negative Faktoren, welche die Richtung vorgaben. Bis heute sind es Ängste um Inflation und Rezession, welche aus den Köpfen der Börsianer einfach nicht verschwinden wollen. Das Ganze zieht jedoch einen Rattenschwanz nach sich, der auch in den Unternehmen selbst zu tiefgreifenden Veränderungen führt.
So etwa bei BASF (DE000BASF111), wo aufgrund der enorm gestiegenen Kosten in Zukunft ein rigoroser Sparkurs mitsamt Stellenabbau gefahren werden soll – zumindest in Deutschland. In China hingegen scheint der Chemiekonzern fröhlich weiter zu investieren. Erst kürzlich kündigte BASF an, im Reich der Mitte einen neuen Verbundstandort aufbauen zu wollen.
Das zogt natürlich reichlich Kritik nach sich, vor allem politischer Natur. Manche Beobachter sprechen gar schon von einer Flucht von BASF aus Europa in den fernen Osten, um die Produktionskosten gering zu halten. Ob derartige Überlegungen wirklich dahinterstecken, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Wohlwollende Natur können in dem Ganzen auch schlicht den Zufall sehen. Zu bemerken machten sich Verstimmungen bei den Anteilseignern aber bei Kursvelrusten von gut 1,5 Prozent am Freitag.
BYD fällt bei Anlegern durch
Auch die Aktie von BYD (CNE100000296) scheint in einer Phase des Wandels zu stecken, allerdings vornehmlich aufgrund charttechnischer Überlegungen und einigen bedenklichen Entwicklungen in der Politik. Fundamental könnte es für den E-Autobauer kaum besser laufen, was den Aktionären aber nicht ausreicht, um wieder in Kauflaune zu verfallen.
Stattdessen ging es in der vergangenen Woche um über sieben Prozent bis auf 22,08 Euro am Wochenende in die Tiefe. Hauptverantwortlich dafür dürfte die Regierung in Peking sein. Die schert sich ganz offensichtlich nicht allzu sehr Um Unternehmen im eigenen Land und Präsident Xi Jinping stellte sehr deutlich klar, dass eine Abkehr von der Zero-Covid-Politik erstmal keine Option ist. Das und manch andere Faktoren setzen China-Aktien schwer zu und tatsächlich ist BYD zuletzt sogar noch vergleichsweise glimpflich davongekommen.
Nel ASA hält sich wacker
Nel ASA (NO0010081235) hat momentan zumindest die Chance, um eine Trendwende einzuleiten. In den letzten Tagen kämpfte die Aktie der Norweger erbittert darum die Linie bei 1,20 Euro zu erobern. Sollte das gelingen, wäre das kaum schon der Startschuss für eine große Rallye; dafür ist die Stimmung im Sektor weiterhin zu schlecht. Zumindest könnte das Papier aber mit weiteren Kursgewinnen den Abwärtstrend erst einmal aufhalten und den Anteilseignern damit dringend benötigte Luft zum Atmen verschaffen.
Ob es dazu komme oder nicht, steht erst einmal völlig in den Sternen. Zahlenmäßig lief es für Nel zuletzt nicht unbedingt rosig, doch zumindest konnte der Wasserstoff-Experte mit einer ansehnlichen Prognose für das vierte Quartal und darüber hinaus punkten. Wie sich jüngst gezeigt hat, reicht das aber noch lange nicht aus, um die Aktie wieder Höhenluft schnuppern zu lassen. Das lässt eher auf eine weiterhin negative Entwicklung schließen, zumindest auf kurze Sicht. Geduldige Anleger setzen freilich weiter auf den großen Durchbruch, welchen mittlerweile aber selbst Optimisten erst nach 2024 erwarten.
BioNTech wird in China vorstellig
Auch bei BioNTech (US09075V1026) wird im Hintergrund fleißig am nächsten Coup gearbeitet. In den meisten Teilen der Welt sind Covid-Impfstoffe der Mainzer bereits in mehr als ausreichender Stückzahl verfügbar. Die prominenteste Ausnahme davon war und ist China, wo man sich bisher auf deutlich weniger wirksame eigene Impfungen verlässt. In der Vergangenheit scheitere BioNTech des Öfteren daran, noch eine Zulassung für deinen mRNA-Impfstoff zu bekommen.
Nun ist einigen Medienvertretern aufgefallen, dass BioNTech mit auf der Liste der Unternehmen steht, welche in gar nicht weit entferntet Zukunft zusammen mit Olaf Scholz eine Stippvisite in Peking anstreben. Die Vermutung, dass dort um eine Zulassung für Comirnaty geworben werden soll, ist nicht allzu weit hergeholt. Tatsächlich könnte eine Öffnung des chinesischen Marktes mit seiner Milliardenbevölkerung auch endlich wieder frischen Wind in den Aktienkurs bringen. Bisher gibt es aber keinerlei offizielle Information darüber, was genau BioNTech in China besprechen möchte.
Kein Grund zum Ausruhen
Auf die eine oder andere Weise wird momentan so ziemlich jeder Börsenkonzern von den derzeitigen Krisen erfasst, und bei den meisten sorgt das für sinkende Kurse. Es gibt jedoch auch Ausnahmen und die große Herausforderung für Anleger liegt nun darin, potenzielle Siegeraktien von den großen Enttäuschungen zu unterscheiden. Das ist in der Theorie einfach dahergesagt, braucht in der Praxis aber momentan viel Fingerspitzengefühl und die obligatorische Portion Glück. Da ist es keine Schande, für den Moment auch einfach etwas vorsichtiger zu agieren.
31.10.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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