
Die Reibereien rund um Glyphosat könnten schon bald zu einem Ende finden, und diese Aussicht allein trieb die Aktie von Bayer weit in Richtung Norden
Noch ist der Ausgang für Bayer völlig offen
Aktuell sind noch immer tausende Verfahren gegen Bayer in den USA anhängig, in welchen Kläger über angeblich gesundheitsschädliche Wirkungen klagen. Dass dies bislang nie einwandfrei wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte, stört die Gegner des Pflanzenschutzmittels nicht weiter. Eine endgültige Lösung ließ jahrelang auf sich warten, könnte nun aber kurz bevorstehen.
Das will zumindest das „Handelsblatt“ in Erfahrung gebracht haben. Wie die Zeitung kürzlicht berichtete, soll sich wohl zu Ende des laufenden Monats entscheiden, ob der Supreme Court sich dem Thema Glyphosat annehmen wird. Die Hoffnung von Konzernchef Bill Anderson ist, dass mit einer späteren Entscheidung anderen Gerichtsverfahren gegen Bayer (DE000BAY0017) die Grundlage entzogen wird.
Im August könnte es zudem eine Entscheidung einer Kommission der US-Regierung zum künftigen Umgang mit Unkrautvernichtern geben, heißt es aus Kreisen der US-Agrarindustrie. Letztere hofft darauf, dass Glyphosat letztlich erhalten bleibt. Denn das Geschäftsmodell vieler Bauern wäre heute ohne das Mittel schlicht nicht mehr möglich. Einige Beobachter warnen gar davor, dass ohne Glyphosat die Lebensmittelversorgung der USA gefährdet werden könnte. Doch in der Regierung hat man es mit einem mächtigen Gegner des Pflanzenschutzmittels zu tun.
Bayer im Kampf der Ideologien
US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy ist gegen so ziemlich alles, was die Wissenschaft und die moderne Schulmedizin auf die Beine gestellt hat. Regelmäßig wetterte er in der Vergangenheit über angeblich negative Auswirkungen von Impfstoffen, diversen Medikamenten und eben auch Glyphosat. Im folgen diverse Anhänder der sogenannten MAHA-Bewegung („Make America Healthy Again“). Einige davon unterstellen Bayer gar, absichtlich das krebserregende Glyphosat verkaufen zu wollen, um im Anschluss mehr Krebsmedikamente loszuwerden. Es scheint wirklich Menschen zu geben, die es mit solchen Vorwürfen ernst meinen.
Für Anleger bedeutet dies letztlich, dass eine aus Sicht von Bayer positive Entscheidung von Gerichten oder Regierung längst nicht in Stein gemeißelt ist. Möglich wäre auch, dass es heftige Einschränkungen und im Zweifel auch weitere Strafzahlungen gibt. Mit der Forderung für ein Verbot hält die Regierung sich momentan zwar zurück, auch aufgrund des teils heftigen Widerstands von Lobbyverbänden und Landwirten. Doch im Zweifel braucht es ein solches Verbot auch gar nicht.
Sollte Bayer nicht bald rechtliche und regulatorische Sicherheit erhalten, so drohte der Konzern bereits vor einer Weile damit, seinerseits Produktion und Vertrieb von Glyphosat in den USA einzustellen. Alternativen gäbe es dann nur noch als Import aus China, was mit Blick auf Trumps Zölle zu einem teuren Spaß werden könnte. Das Ende vom Lied wären mindestens rasant steigende Lebensmittelpreise, wenn nicht gar Engpässe bei bestimmten Produkten. Das wiederum wäre ganz und gar nicht im Sinne der US-Regierung. Denn wie die letzten Jahre zeigten, lässt kaum etwas Zustimmungswerte derart rapide fallen wie steigende Preise im Supermarkt.
Hoffnung auf Anlegerseite
Es gibt also gute Gründe, um von einer für Bayer glimpflichen, vielleicht sogar erlösenden Lösung auszugehen. Genau das ist einer der hauptsächlichen Faktoren für die ansehnliche Erholung der Aktie des Unternehmens. Allein in den letzten vier Wochen ging es um fast 20 Prozent aufwärts; seit Jahresbeginn sind sogar Kursgewinne von 40 Prozent zu verzeichnen. Wie es auch enden mag, immer mehr deutet darauf hin, dass der abschließende Höhepunkt bei Glyphosat in diesem Jahr erreicht werden könnte.
Letztlich ist es auch diese Aussicht, welche die Anleger etwas aufatmen lässt. Selbst wenn es zu einem Ende mit Schrecken kommen mag, so würde doch zumindest die alles beherrschende Unsicherheit von der Bayer-Aktie weichen. Das würde es auch wieder einfacher machen, nüchterne Prognosen für die Zukunft zu erstellen, bei denen nicht immer ein großes Fragezeichen über möglichen Strafzahlungen hängen würde, die sich in der Theorie gut und gerne im Milliardenbereich abspielen könnten.
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16.06.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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