
Auch in der EU reicht Bayer einen Zulassungsantrag für das neue Pflanzenschutzmittel Icafolin ein
Ein Ersatz für Glyphosat soll das neue Mittel nicht sein
Seit Jahrzehnten hat sich beim Thema Pflanzenschutzmittel nicht allzu viel verändert. Glyphosat funktionierte hervorragend und war billig zu haben. Zuletzt sind die Preise immer weiter gesunken, was bei Bayer natürlich auf die Marge drückte. Ein größeres Problem sind aber die anhaltenden Rechtsstreitigkeiten aufgrund von Vorwürfen, dass Glyphosat krebserregend sei.
Die Zulassungsbehörden wollten dies bislang zwar nicht bestätigen und selbst die ausgesprochen strenge EU verlängerte die Zulassung von Glyphosat im Jahr 2023 um weitere zehn Jahre. Gleichwohl wurden Hersteller wie Bayer (DE000BAY0017) aber dazu angehalten, sich um Alternativen zu bemühen. Die Leverkusener haben daran auch gearbeitet und im Jahr 2019 Milliardeninvestitionen angekündigt. Ein Ergebnis davon hört auf den Namen Icafolin und wurde nun auch in der EU zur Zulassung eingereicht.
In den USA und Brasilien ist Bayer diesen Schritt schon zuvor gegangen, allerdings wurden dort noch keine Entscheidungen über eine Zulassung gefällt. Für Bayer hängt viel an dem neuen Wirkstoff, der nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu Glyphosat angesehen wird, wie im „Handelsblatt“ zu lesen ist. Das Geschäftsmodell ist aber das gleiche.
Alles neu bei Bayer
Neu ist bei Icafolin nicht nur die Wirkungsweise. Auch in der Entwicklung gab es neue Ansätze. Es handelt sich um den ersten Wirkstoff, welchen die Forschenden im Konzern mithilfe von Künstlicher Intelligenz entwickelten. Jener gelingt die Analysten gigantischer Datenmengen mit Leichtigkeit, wofür Menschen Jahre oder Jahrzehnte benötigen würden. Nun werden die Zulassungsbehörden sich damit beschäftigen müssen, ob das Ergebnis überzeugen kann.
Für Bayer wäre es zu begrüßen, denn in der Agrarsparte soll sich in Zukunft einiges ändern. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen die Umsätze um 3,5 Milliarden Euro wachsen. Das ist ohne ein neues Pflanzenschutzmittel aber kaum denkbar, da der Preisverfall bei Glyphosat sich fortzusetzen scheint und das bewährte Mittel auch nicht eben populär in der breiten Bevölkerung ist. Ein kleiner Hype um ein neues Produkt würde mit Sicherheit nicht schaden, die Umsätze wieder etwas anzukurbeln.
Geplant ist, das neue Mittel in Kombination mit gentechnisch verändertem Saatgut anzubieten, welches gegen das Herbizid vollständig resistent ist. Auf diese Weise wäre selbst während der Blüte das Besprühen noch möglich, ohne dass es zu Beeinträchtigungen der Erntemenge oder dergleichen kommt. In der EU wird dies allerdings nicht funktionieren, da gentechnisch veränderte Landwirtschaft hier praktisch unmöglich gemacht wurde. Zugleich sind die Anforderungen für Zulassungen am höchsten und die Verfahren mit Abstand die kompliziertesten. Verzichten will Bayer auf den hiesigen Markt aber wohl dennoch nicht.
Trendwende geschafft?
Es bleibt noch abzuwarten, ob und wann Icafolin Zulassungen einheimsen kann und wie das neue Mittel von der Kundschaft angenommen wird. Bayer sorgt aber in jedem Fall wieder für neue Hoffnungsschimmer, und das ist an der Börse viel wert. Die Aktie befindet sich schon seit einer Weile im Erholungstrend, obschon Glyphosat-Reibereien weiterhin wie ein Damoklesschwert über dem Konzern schweben. Es hielt die Bullen nicht davon ab, den Aktienkurs seit Jahresbeginn um rund 50 Prozent bis auf 29,21 Euro zum Wochenende anzuheben.
Auch wenn Icafolin Glyphosat laut Bayer nicht ersetzen soll, so könnte mit einem Zulassungserfolg ein regelrechter Rundumschlag gelingen. Der Konzern würde seine Abhängigkeit von bestimmten Wirkstoffen reduzieren, aufgrund von neuen Patenten auf potenziell höhere Margen blicken und noch dazu das angeschlagene Image aufpolieren. Es versteht sich daher von selbst, dass die Anleger auf Erfolge hoffen. Etwas Geduld ist aber noch gefragt, insbesondere in der EU. Dass es in diesem Jahr noch etwas wird mit einem Durchbruch bei den Zulassungsbehören, das ist sehr unwahrscheinlich.
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28.07.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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