Blanke Panik bei BioNTech, auch Valneva kämpft mit Druck von oben, Bayer profitiert von gut gelaunten Analysten und TeamViewer erkundet weiterhin den Kurskeller
Das hinterlässt Spuren
Eine der wohl wichtigsten Nachrichten am Montag hierzulande waren die künftigen Minister der ab Mittwoch amtierenden Bundesregierung. Die SPD stellte als letzter Vertreter der Ampelkoalition ihr Team vor und vor allem ein Posten sorgte für Aufmerksamkeit. Der Gesundheitsexperte und approbierte Arzt Karl Lauterbach wird nun tatsächlich das Gesundheitsministerium leiten.
Damit einher gehen bei den einen große Hoffnungen, andere machen sich aber auch Sorgen. Etwa darum, dass nun die Freigabe von Patenten bei Corona-Impfstoffen doch wieder ein Thema sein könnte. Lauterbachs Vorgänger Jens Spahn hatte sich noch klar gegen eine solche Maßnahme ausgesprochen. Nun aber werden die Karten neu gemischt.
Konkrete Aussagen zu solchen Plänen gab es zwar nicht. Allein die Gerüchte reichten aber aus, um BioNTech (US09075V1026) schwer zuzusetzen. Die Aktie der Mainzer stürzte gestern um gleich 14,4 Prozent in die Tiefe und fand sich per Handelsschluss bei nur noch 253 Euro wieder. Zu Beginn des Handels standen noch rund 300 Euro auf dem Ticker.
Keiner kommt ungeschoren davon
Auch andere Titel aus dem Segment konnten sich dem Abwärtsdruck nicht entziehen. So hatte auch Valneva (FR0004056851) mit Kursverlusten zu kämpfen und die tun hier gleich doppelt weh. Denn bereits am Freitag segelte die Aktie des französischen Impfstoffherstellers mit einem enormen Tempo in die Tiefe und schien gar keinen Halt mehr zu finden.
Auslöser dafür war eine wenig schmeichelhafte Studie aus Großbritannien, welche dem Tot-Impfstoff von Valneva keine zufriedenstellende Wirkung bei der Verwendung als Booster bescheinigte. Zwar sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen und das Unternehmen selbst kreidet grobe Fehler in der Durchführung an. Die schlechte Laune an der Börse lässt sich dadurch für den Moment aber nicht aus der Welt schaffen. Immerhin versprach der Impfstoff-Hersteller bereits, an einem angepassten Vakzin gegen die Omikron-Variante zu arbeiten. Die meisten Anteilseigner wären aber wohl schon froh, wenn es für den ersten Impfstoff mal endlich eine Zulassung in hiesigen Breitengeraden geben würde.
Ein echtes Schnäppchen?
Es gibt nur wenige Titel, die von der Corona-Pandemie nicht in irgendeiner Weise negativ beeinflusst wurden. Auch die Aktie von Bayer (DE000BAY0017) musste seit Beginn der vierten Welle heftig Federn lassen und stürzte in den letzten vier Wochen von gut 51 Euro bis auf 44,58 Euro beim gestrigen Handelsschluss hinab.
Diese Korrektur ist zumindest nach Ansicht der Analysten von UBS völlig übertrieben. Dort wird für Bayer unverändert eine Kaufempfehlung ausgesprochen und aus dem Kursziel von 85 Euro, welches ebenfalls nicht angetastet wurde, ergibt sich jetzt ein mehr als ansehnliches Aufwärtspotenzial. Über die neue Einschätzung berichtete „Der Aktionär“. Ob die sich allerdings auch als wahr erweisen wird, steht freilich auf einem anderen Blatt. Zumindest mit etwas guter Stimmung wurde das ganze an den Märkten aufgenommen und am Montag ging es zumindest leicht um 0,75 Prozent in Richtung Norden.
TeamViewer bleibt am Boden
Keinerlei neue Meldungen gab es derweil rund um die gefallene Aktie von TeamViewer (DE000A2YN900) zu sehen. Auch ohne neue Hiobsbotschaften schafft die es aber erfolgreich, sich weiter in die Tiefe zu bewegen. Die Bären tasteten sich im Laufe des Montags schon wieder an die 11-Euro-Linie heran. Nur knapp darunter wartet bei 10,98 das derzeitige Allzeit-Tief, welches am Donnerstag aufgestellt wurde.
Ganz so weit in die Tiefe ging es letztlich nicht. Doch auch mit 11,23 Euro auf dem Ticker bleibt ein Abschlag von 2,77 Prozent. Die Aktie von TeamViewer scheint derzeit von überhaupt nichts profitieren zu können, nicht einmal von Aussichten auf mögliche neue Lockdowns. Fairerweise sei aber gesagt, dass auch der TecDax insgesamt am Montag in Rot getaucht war, wenn auch nicht ganz so grell wie die Anteile von TeamViewer.
Chance oder Risiko?
Die plötzliche Panik rund um eine mögliche Freigabe von Impfstoff-Patenten scheint derzeit mehr als überzogen zu sein. Selbst wenn eine solche angedacht wäre, dürfte diese mit einigen Hürden zu kämpfen haben. Es ist zu bezweifeln, ob die Politik sich gerade jetzt damit näher beschäftigen will. Auch Karl Lauterbach dürfte in seinen ersten Tagen als Gesundheitsminister ganz andere Probleme haben.
Vor allem wird er versuchen, die Impfkampagne weiter voranzutreiben. Bekanntlich sprach der SPD-Politiker sich unlängst auch für eine allgemeine Impfpflicht aus und genau daraus könnten sich nun auch Chancen für die Anleger ergeben. Es gibt also durchaus noch Grund für Optimismus. Ganz anders als bei TeamViewer, wo sich selbst dezente Hoffnungen auf eine Stabilisierung in den vergangenen Wochen immer wieder brutal zerschlagen haben.
07.12.2021 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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