
BioNTech bietet großzügig für CureVac, Moderna verunsichert mit Studienplänen und Pfizer hält an US-Preisen bisher fest
Ein Segment sortiert sich neu
Während der Corona-Pandemie herrschte noch ein erbitterter Wettbewerb unter Biotech-Unternehmen. Jeder wollte zuerst einen Impfstoff herstellen, um nicht nur die Menschen vor dem damals weitgehend unbekannten Virus zu schützen, sondern auch die Kassen klingeln zu lassen. Hierzulande beharkten sich vor allem BioNTech und CureVac im Rennen um den Impfstoff.
BioNTech (US09075V1026) konnte die Angelegenheit letztlich für sich entscheiden, während CureVac auf den letzten Metern scheiterte und einen Zulassungsantrag zurückziehen musste. Dabei wollte man es aber nicht belassen. Bis heute streitet man sich vor Gericht darüber, ob bei der Entwicklung nicht geistiges Eigentum verletzt wurde. Eine Einigung ist nicht in Sicht, vielleicht aber auch gar nicht notwendig. Denn wie BioNTech am Donnerstag verlauten ließ, will das Unternehmen den einstigen Konkurrenten aus Tübingen übernehmen.
Zu diesem Zweck sollen sämtliche Anteile aufgekauft werden. Die Mindestabnahmeschwelle liegt bei 80 Prozent, kann aber auch noch auf 75 Prozent abgesenkt werden. Curevac-Großaktionäre wie der SAP-Mitgründer Dietmar Hopp zeigten sich bereits offen für den Deal, auch aus der Politik gab es positive Signale. Die Behörden werden jedoch mitspielen müssen. Die Aktionäre von BioNTech scheinen das Ganze nicht mit Euphorie zu verfolgen. Die Aktie des Unternehmens gab gestern um 1,9 Prozent auf 91,45 Euro nach.
CureVac: Anleger im Freudentaumel
Das dürfte daran liegen, dass die geplante Übernahme ein teurer Spaß ist und damit eine deutlich fröhlichere Nachricht für die Anteilseigner von CureVac (NL0015436031) darstellt. 5,46 US-Dollar je Aktie bietet BioNTech, was einem Aufschlag von über 30 Prozent gegenüber dem vorherigen Schlusskurs entspricht. An der Börse wurde dieser Abstand gestern direkt aufgeholt. Die Anteilsscheine von CureVac schossen sogar etwas über das Ziel hinaus und landeten nach Aufschlägen von 37,6 Prozent bei 5,60 Dollar.
Für die leidgeplagten Anteilseigner ist die Meldung eine Wohltat. Denn auch wenn CureVac bei Forschung und Entwicklung durchaus Fortschritte machte und interessante Projekte in der Pipeline hat, so war eine Zulassung für mögliche Blockbuster-Medikamente kaum abzusehen. Das führte zu einem Sparzwang und der Fokussierung auf einzelne Bereiche. Sollte die Übernahme über die Bühne gehen, dürfte vieles einfacher werden. Für Anleger bedeutet das Angebot, dass jeder als Gewinner vom Platz geht, der im Laufe der letzten zwei Jahre eingestiegen ist.
Moderna sucht nach Unterstützung
Auch Moderna (US60770K1079) feierte einst Erfolge mit Corona-Impfstoffen, was nun aber schon eine ganze Weile her ist. Für die Zukunft hoffen die Anteilseigner auf Erfolge mit diversen neuen Impfstoffen, unter anderem zur Bekämpfung von Genitalherpes und des Epstein-Barr-Virus. Für Verunsicherung an den Märkten sorgte allerdings die Meldung, dass Moderna entsprechende Studien nicht eigenständig in die späte klinische Entwicklungsphase zu überführen gedenkt. Stattdessen werden dafür Partner gesucht, welche die entsprechenden Studien vorantreiben sollen.
Der Aktie brachte dies am Donnerstag Verluste von 1,4 Prozent ein, was den Kurs auf 27,35 Dollar trieb und den Verlust seit Jahresbeginn auf rund 44 Prozent steigerte. Seit Längerem schon kämpft der Titel damit, dass es zu wenige Neuigkeiten und Aussichten auf frische Zulassungen gibt. Der Eindruck, dass es Moderna bei laufenden Projekten an Selbstbewusstsein mangeln könnte, sorgt für noch mehr Zurückhaltung und versperrt den Weg zurück in Richtung Norden nur noch weiter, wenngleich Studien von externen Partnern freilich keinesfalls für zwingende Misserfolge stehen.
Gnadenfrist für Pfizer?
Der US-Pharmagigant Pfizer (US7170811035) verkauft etliche Medikamente und ist auch Forschungserfolge zwar ebenfalls angewiesen, allerdings in einem deutlichen geringeren Ausmaß als Moderna und Co. Wichtiger ist für die Anleger hier, dass die Margen stimmen. Bemühungen von US-Präsident Donald Trump, Medikamentenpreise zu senken, sorgten daher für sorgenvolle Blicke an den Börsen. Pfizer bestätigte vor wenigen Tagen, sich über das Thema mit der US-Regierung unterhalten zu haben.
Feste Zusagen habe es dabei aber nicht gegeben. Zwar gebe es eine Anordnung der Regierung, innerhalb von 30 Tagen Preisziele für eine sogenannte „Meistbegünstigung“ festzulegen. Was genau nach dieser Frist passieren mag, das scheint aber vollkommen unklar zu sein. Das Weiße Haus strebt an, die Kosten für Medikamente in den USA auf ein Niveau zu befördern, welches mit jenem von anderen wohlhabenden Staaten vergleichbar ist. Bislang erzielen die Pharmakonzerne auf dem weitgehend unregulierten Markt mit die höchsten Verkaufspreise und damit auch üppige Margen. Pfizer kann für den Moment damit weitermachen, was der Aktie am Donnerstag Aufschläge von 1,5 Prozent einbrachte und den Kurs auf respektable, aber nicht sensationelle 24,84 Dollar anhob.
Es tut sich was
Sowohl in Europa als auch in Übersee gibt es im Biotech-Segment derzeit viele Fragezeichen. Klar ist aber, dass Bewegung in den Sektor gekommen ist und wir vor einigen wegweisenden Ereignissen stehen dürften. Jene könnten Aktienkurse sowohl in die Höhe als auch in die entgegengesetzte Richtung treiben. Derweil treten Forschung und Entwicklung etwas in den Hintergrund, wobei es aber nicht dauerhaft bleiben dürfte. Langweilig wird es so schnell kaum werden.
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13.06.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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