
BioNTech einigt sich mit Curevac, GlaxoSmithKline profitiert davon und Novo Nordisk steht zwischen Licht und Schatten
Es scheint viel Bewegung im Pharmasegment zu geben
Die Pharmabranche bleibt eine schnelllebige Angelegenheit. Was gestern noch Überflieger war, hat es sich mittlerweile irgendwo im Kurskeller bequem gemacht. In den Augen der Anleger können die Aussichten sich schon mal über Nacht vollständig ändern. Aktuell lässt sich zudem beobachten, wie aus erbitterten Konkurrenten schnell Verbündete werden können und alte Streitigkeiten beigelegt werden.
Letzteres ist natürlich umso einfacher möglich, wenn zufällig ein Unternehme das andere zu übernehmen versucht. Genau das ist bekanntlich bei BioNTech (US09075V1026) und Curevac (NL0015436031) der Fall. Der Mainzer Wirkstoffhersteller, der mir Corona-Impfstoff etliche Milliarden einnehmen konnte, plant den kleineren Konkurrenten aus Tübingen noch vor Jahresende zu schlucken. Im Voraus konnte nun ein Patentstreit mit einem Vergleich beigelegt werden, wie im „Handelsblatt“ zu lesen ist.
Geeinigt wurde sich im Prinzip auf eine Zahlung durch BioNTech, um von Curevac im Gegenzug zunächst Lizenzen für den Vertrieb von Medikamenten auf mRNA-Basis für den US-Markt zu erhalten. Nach erfolgter Übernahme soll das Ganze wohl auch weltweit gelten. Aus Sicht der Anleger glättet BioNTech vor allem im Vorfeld die Wogen und macht damit den Weg für die Fusion frei. Das sorgte an der Börse nicht gerade für blanke Euphorie, doch immer blieb der Aufwärtstrend der BioNTech-Aktie trotz kleinerer Verluste am Freitag noch intakt.
CureVac kann sich halten
Bei CureVac gab es ebenfalls keine dramatischen Kursbewegungen zu sehen, was aber auch gar nicht notwendig ist, um die Anteilseigner bei Laune zu halten. Die angekündigte Übernahme durch BioNTech ließ den Kurs im Juni bereits um gut 30 Prozent in die Höhe schnellen. Dass der Aktienkurs sich seitdem auf dem höheren Niveau halten kann, darf schon als Erfolg gelten.
Das Einzige, was nun noch zur Übernahme fehlt, sind behördliche Genehmigungen. Allzu große Sorgen scheinen die Beteiligten sich darüber nicht zu machen. Doch ist es längst nicht ausgemachte Sache dass die Kartellwächter die Angelegenheit einfach abnicken werden. Schließlich sind BioNTech und Curevac durchaus im gleichen Segment aktiv. Nun mag Curevac selbst noch kein zugelassenes Medikamen auf dem Markt haben. Dennoch entledigt sich BioNTech mehr oder minder eines potenziellen Konkurrenten.
Geldsegen für GlaxoSmithKline
Kursgewinne von 1,1 Prozent gab es am Freitag bei der Aktie von GlaxoSmithKline (GB00BN7SWP63) (GSK) zu sehen, und das nicht ohne Grund. Im Rahmen der zwischen BioNTech und Curevac geschlossenen Vereinbarung wird auch der britische Pharmakonzern mit Millionenzahlungen bedacht, da man bisher als Partner von Curevac auftrat. 740 Millionen US-Dollar sollen wohl zwischen den beiden Konzernen aufgeteilt werden. Außerdem ist vorgesehen, dass eine Lizenzgebühr in Höhe von 1 Prozent anfällt, und das rückwirkend zum 1. Januar des laufenden Jahres.
Letzteres lässt die Kasse von Curevac klingeln, von wo aus sodann 50 Millionen Dollar in Richtung GSK fließen. Das sind keine Summen, welche die Aussichten des Unternehmens grundlegend verändern würden. Es wird von den Anlegern aber erfreut zur Kenntnis genommen, da im Vorfeld wohl niemand wirklich mit dem kleinen Geldsegen gerechnet hatte.
Novo Nordisk muss weiterhin kämpfen
Noch besser fiel die Stimmung bei Novo Nordisk (DK0062498333) aus. Vor wenigen Tagen noch galten Unternehmen und Aktie als Abstiegskandidat, denn Konkurrent Eli Lilly schien in immer höherem Tempo in die Ferne zu rücken. Nun aber enttäuschte der US-Konkurrent mit Studiendaten und plötzlich wirkt die dänische Konkurrenz gar nicht mehr so abgeschlagen. Der Aktienkurs legte am Freitag spontan um 4,6 Prozent bis auf 43,42 Euro zu. Das reichte aus, um auch auf Wochensicht reicht es für ein zartes Plus.
Allerdings sollte das Ganze nicht darüber hinwegtäuschen, dass Novo Nordisk noch immer mit eher mauen Verschreibungszahlen bei Abnehmspritzen zu kämpfen hat und im Zuge dessen eher von Einsparungen als Expansion spricht. Sogar einen Stellenabbau schließt man mittlerweile nicht mehr aus. Wirkung könnten auch noch Zolldiskussionen haben. Solche betreffen Novo Nordisk dank eines umfangreichen Fertigungsnetzes in den USA zwar nicht direkt. Dies wird die Marktakteure aber kaum vor der einen oder anderen vorschnellen Reaktion abhalten. Alles in Butter ist bei der Novo Nordisk-Aktie noch lange nicht alles.
Überraschung!
Was sich aus den jüngsten Entwicklungen im Pharmabereich noch entwickeln mag, das wird spätestens die Zeit zeigen. Es ist aber interessant, wie schnell Eindrücke sich ändern und wie plötzlich fast schon abgeschrieben Aktien sich wieder in den Vordergrund drängen können. Gut möglich, dass wir es in näherer Zukunft noch mit manch anderer Überraschung zu tun bekommen. Für die Anleger sollte dies Grund genug sein, um stets aufmerksam zu bleiben.
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11.08.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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