Rheinmetall im Tiefflug, Zweifel an Renk, Hensoldt helfen Analysten nicht weiter, doch bei Hochtief sehen die Spekulanten schon neues Potenzial
Die Märkte spielen vielleicht etwas vorschnell ein Friedensszenario für die Ukraine durch
Noch schweigen die Waffen in der Ukraine nicht. Doch neuerliche Bemühungen um einen Frieden nach fast vier Jahren Krieg haben an der Börse einen spürbaren Eindruck hinterlassen. Die Anleger scheinen ein baldiges Ende des Konflikts bereits einzupreisen, wenngleich aus dem Kreml noch immer wenig Verhandlungsbereitschaft kommt.
Dass die USA sich auf Änderungswünsche ihres angeblich selbst ersonnenen 28-Punkte-Plans durch die Ukraine und EU-Staaten einließen, wurde am Montag als weiterer Fortschritt interpretiert. Unter Druck gerieten in der Folge so ziemlich sämtliche Rüstungsaktien. Die Erwartung ist, dass bei einem Frieden in der Ukraine die Bestellungen im Segment zurückgehen könnten. Nachdem die Aktie von Rheinmetall (DE0007030009) bereits in der vergangenen Woche heftig abgestraft wurde, ging es um weitere fünf Prozent auf nur noch 1.443 Euro abwärts.
Der schnelle Rückzug der Bullen ist nur bedingt nachvollziehbar. Seine besten und wichtigsten Geschäfte mach Rheinmetall mit europäischen Nato-Staaten. Selbst im Falle eines Friedens in der Ukraine spricht wenig bis nichts dafür, dass jene ihre Aufrüstungspläne plötzlich einstampfen werden. Denkbar wäre allenfalls, dass der zeitliche Druck dafür etwas nachlassen könnte. Selbst das ist aber nicht in Stein gemeißelt, da das Vertrauen gegenüber Russland nicht besonders ausgeprägt sein dürfte.
Renk folgt dem Trend
Auf weiterhin hervorragende Geschäfte stellte sich Renk (DE000RENK730) erst vor wenigen Tagen beim Kapitalmarkttag ein. In Aussicht gestellt wurden Umsätze von 2,8 bis 3,2 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030. Das wäre selbst im ungünstigsten Fall mehr als doppelt so viel wie die 1,3 Milliarden Euro, mit denen für das laufende Geschäftsjahr gerechnet wird.
Gleichzeitig soll die EBIT-Marge auf mehr als 20 Prozent steigen und dem Unternehmen damit auch auf der Gewinnseite frische Rekorde bescheren. Insbesondere ab 2028 erwartet sich der Hersteller von Panzergetrieben enorme Wachstumssignale. Dem Aktienkurs halfen die ambitionierten Ziele zuletzt allerdings nicht weiter. Die Hoffnung auf Frieden dominierte den Sektor und ließ auch bei Renk die Kurse purzeln. Es ging am Montag um 3,9 Prozent auf 48,93 Euro in Richtung Süden.
Hensoldt: Analysten bleiben ungehört
Hensoldt (DE000HAG0005) traf es noch etwas härter mit Kursverlusten von 4,6 Prozent am Montag. Zum ersten Mal seit Mai fiel die Aktie damit wieder unter die 70-Euro-Marke. Per Handelsschluss standen 69,20 Euro auf der Anzeigetafel. Den zunehmenden Verkaufsdruck können die Analysten von Barclays nicht recht nachvollziehen. Dort reicht es zwar nur für eine neutrale Einschätzung und das Kursziel wurde etwas gesenkt. Es lautet aber noch immer auf 90 Euro und liegt damit deutlich über den jüngsten Schlusskursen.
Die Experten stellen fest, dass die Ergebnisschätzungen munter steigen und die Fundamentaldaten bei Hensoldt sehr solide ausfielen. Daran wird sich ihrer Einschätzung nach auch durch die letzten Schlagzeilen rund um die Ukraine wenig ändern. Die Schwächephase wird daher sowohl bei Hensoldt als auch bei anderen Rüstungsaktien als potenzielle Einstiegsgelegenheit gewertet. Noch scheinen sich darauf aber nur wenige einlassen zu wollen.
Hochtief in Lauerstellung
In eine vollständig andere Richtung ging es für die Aktie von Hochtief (DE0006070006), die gestern spontan um 6,4 Prozent auf 287,20 Euro zulegen konnte und damit auffällig nahe am erst vor zwei Wochen etablierten 52-Wochen-Hoch bei 298,80 Euro landete. Auf den ersten Blick gab es für die gute Stimmung der Aktionäre keinen nachvollziehbaren Grund. In den Schlagzeilen spielte der Baukonzern zu Wochenbeginn überhaupt keine Rolle.
Die Spekulationen um die weitere Entwicklung in der Ukraine dürften allerdings im Vordergrund gestanden haben. Im Friedensfall bräuchte es in der Theorie erstmal weniger Waffen, dafür aber umso mehr Anstrengungen für den Wiederaufbau des überfallenen Landes. Hochtief werden genau dafür besonders große Chancen zugesprochen und Aufträge würde das Unternehmen wahrscheinlich auch nur zu gerne annehmen. Allerdings besteht natürlich das Risiko, dass die Erwartungshaltung ausgepreist wird, sollten die Friedensbemühungen einmal mehr scheitern.
Auf Verdacht
Viel geändert hat sich in der Ukraine eigentlich nicht. Es sieht noch immer danach aus, als würde Russland auf seine Maximalforderungen nicht verzichten und sich nicht mit weniger als einer Kapitulation der Ukraine zufriedengeben wollen. Das lässt befürchten, dass auch die derzeitige Friedensinitiative ins Leere laufen könnte. Dementsprechend wäre ein schnelles Comeback im Rüstungssegment absolut im Bereich des Möglichen und mutige Anleger können die Gelegenheit nutzen, um günstig weitere Anteilsscheine aufzulesen. Chancen blieben selbst im Falle eines Friedens reichlich vorhanden. Nur versprechen lassen sich Kursgewinne in der Zukunft leider nie.
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25.11.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler

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