BioNTech: KEIN KAUF – Relative Zusatzerträge durch potenziellen Zweit-Booster und Zulassung für Kinder < 5 Jahre limitiert
Nachhaltigkeit aktueller Aktienstabilisierung fraglich
Trotz der in der letzten Woche sehr positive beiden Meldungen, die deutsche Ständige Impfkommission (Stiko) werde nach israelischem Vorbild und den hier gewonnen Erkenntnissen nun ebenfalls zumindest für Patienten und medizinisches Personal in Pflegeeinrichtungen sowie Menschen in einem Akter von über 70 Jahren mit kritischen Vorerkrankungen und Immunschwächen die Empfehlung zur Verabreichung einer 4. Impfung mit dem BIONTECH-Vakzin COMIRNATY vorbereiten, wie auch der am 01.02. bei der US-amerikanischen FDA erfolgten Antragsstellung zur Impfung auch 6monatiger bis 4jähriger Kinder mit dem Vakzin COMIRNATY hatte die Aktie von BioNTech auch in der letzten Woche weiterhin größte Mühe, aus ihrem Ende November 2021 etablierten steilen Abwärtstrend entscheidend auszubrechen (seit 01.02. klare erneute Top-Bildung unterhalb von 183 USD), und auch dies ist für uns völlig plausibel.
Denn zunächst einmal stellt die jetzt in Vorbereitung befindliche, o.g. Empfehlung der Stiko zur Verabreichung einer Viertimpfung mit COMIRNATY von BIONTECH (US09075V1026) / PFIZER (US7170811035), d.h. einer zweiten Boosterung der vorgenannten Gruppe besonders infektionsgefährdeter Menschen wie der Name schon sagt, eben nur eine Empfehlung dar, deren Praxisumsetzung in Form einer Anordnung jedoch letztlich ausschließlich im Ermessen der jeweiligen Regierungen der einzelnen Bundesländer liegt, und deren an diese mittlerweile versandter Vorschlagsentwurf derzeit außerdem auch überhaupt noch nicht abschließend sei und in weiteren Abstimmungen mit den Bundesländern sowie Fachkreisen jederzeit weiterhin abgeändert werden könnte.
Darüber hinaus erwarten wir jedoch gemäß den bisherigen israelischen Erfahrungswerten und dortigen klinischen Testauswertungen, dass infolge der nach Zweit-Boosterung mit COMIRNATY erfolgten Erhöhung der Antikörperbildung um das ca. 5-Fache lediglich eine fast 100%ige Abwendung der Gefahr schwerster Corona-Infektionen, aber keinesfalls der grundsätzliche Ausschluss des Risikos weiterer Ansteckungen (gerade mit Omikron) erreicht worden sei, dass auch in Deutschland derartige Viertimpfungen künftig allenfalls für Empfänger aus o.g. Risikogruppen empfohlen werden dürften, keinesfalls jedoch für Empfänger einer „normalen“ Risikoeinstufung, selbst wenn deren Drittimpfung z.B. schon über 6 Monate zurückgelegen hat.
Wir beziehen in dieses Kalkül auch den Faktor mit ein, dass die mittlerweile weit vorherrschende Omikron-Variante des Corona-Virus eine nahezu durchweg weit mildere, grippeähnlichere Symptomatik mitbringt als insbesondere die vor Monaten in Indien entstandene wesentlich aggressivere Delta-Variante (die mittlerweile aber gerade durch Omikron offenbar zunehmend zurückgedrängt wird).
Neben der zusätzlich ebenso mittlerweile in den USA, UK und der EU erfolgten Zulassung des ebenfalls als hoch wirksam eingestuften Corona-Medikaments PAXLOVID von Pfizer lässt dies gerade auch noch politisch angeordnete Viertimpfungen von Menschen einer „normalen“ Risikoeinstufung, geschweige denn die Einführung eines speziell designten „Omikron-Vakzins“ somit aus unserer Sicht künftig kaum mehr notwendig werden, was wir schon betont in vielen unserer zurückliegenden Analysen (z.B. hier) herausgestellt haben und wir auch weiterhin als den kritischsten Faktor bzw. damit den bei weitem vorrangigen Grund für die nun bereits schon seit Anfang Dezember zunehmend ausgeweiteten Performanceeinbußen durchweg aller Corona-Impfstoffaktien ansehen.
Zusatz-Ertragspotenzial aus Impfstoffzulassung für Kinder < 5 Jahren limitiert
Ist also die Aktie von BIONTECH völlig zu Recht an der vorgestern durch die Stiko erfolgten Empfehlungsvorbereitung zu einer Viertimpfung von Risikogruppen vorbeigegangen, so sehen wir die Stichhaltigkeit der insgesamt nur sehr moderat ausgefallen Aktienreaktion auf die am 01.02. an die FDA erfolgte Antragsstellung zur künftigen Impfung von Kindern ab 6 Monaten bis unter 5 Jahren analytisch jedoch als ebenso angezeigt an.
Den besten und sachlichsten Hintergrund für unsere sehr zurückhaltende Einschätzung auch dieser Zulassungsthematik in ihrer künftigen Performancerelevanz für die BioNTech-Aktie bildet dabei die gerade heute, am 04.02. vollständig erschienene, sozio-medizinische Studie des US-amerikanischen Gesundheitsforschungsinstituts KFF, die sich genau der Frage der gesellschaftlichen Implikationen und Bewertung eines künftigen Impfangebots von COMIRNATY an Kinder im Alter von unter 5 Jahren in den USA zuwendet und die sie auch unter diesem Link abrufen können.
Und hierin stellt die KFF doch die Grundgegebenheiten völlig klar und systematisch dar, warum - ergänzend noch zu den weiteren Fakten dieses künftigen US-Impfangebots von BioNTech / Pfizer - gerade dieses Angebot an 6-monatige bis 5-jährige Kinder ertrags- und gewinnseitig zumindest in den USA für beide Konzerne in den kommenden Monaten sicherlich kaum mehr ins Gewicht fallen dürfte.
Denn es fängt schon damit an, dass der Anteil von Kindern unter 5 Jahren an der Gesamtbevölkerung der USA derzeit von Vornherein gerade einmal nur rd. 6 % (= ca. 19 Mio.) beträgt, d.h. allein schon dieser Impfempfängerkreis natürlich weitaus der kleinste gegenüber den weiteren bisherigen Impfgruppen der 5 bis 11-Jährigen, der 12 bis 16-Jährigen und der weiteren mindestens 17 Jahre alten Impfstoffempfänger ist.
Nun kommt aber auch noch hinzu, dass selbst per Ende Dezember unter den längst schon impffähigen 5 bis 11-jährigen Kindern in den USA lediglich erst 33 % ihre Erstimpfung und gar nur 22 % ihre Zweitimpfung erhalten hatten, während selbst unter 12 bis 17-Jährigen per Ende Dezember nur 61 % von Ihnen in den USA wenigstens die Erstimpfung erhalten haben.
Zudem ist aus sozio-demographischer Hinsicht darauf hinzuweisen, dass per Ende 2021 nicht weniger als 50 % aller Kinder unter 5 Jahren „farbiger“, d.h. nach dieser in den USA üblichen Begriffsauslegung vor allem dunkelhäutiger, hispanischer oder asiatischer Abstammung waren und damit in den USA leider zugleich Haushalten angehörten, in denen per Ende Dezember nicht weniger als 18 % von ihnen unterhalb der staatlich festgelegten Armutsgrenze lebten und weitere 22 % von Ihnen ein Haushaltseinkommen von maximal dem Doppelten der festgelegten staatlichen Armutsgrenze bezogen.
Daher ist es für uns ebenso nachvollziehbar, dass selbst unter jeglichen Unterstützungen der in den USA gerade für einkommensschwache Familien zur Seite stehenden MEDICAID-Krankenversicherungsleistungen nach KFF-Auswertungen bislang sicher vor allem kosten-, aber auch medizinisch bedingt per Ende Dezember gerade einmal nur 31 % aller Eltern gemäß Umfragen einwilligten, ihre Kinder unter 5 Jahren sofort nach einer Marktlancierung entsprechender Corona-Vakzine impfen lassen zu wollen, 29 % aller Eltern aussagten, dass sie sich eine Impfung ihrer Kinder unter 5 Jahren überlegen wollen und die restlichen 40 % aller Eltern in den USA aussagten, eine künftige Impfung ihrer Kinder unter 5 Jahren rundweg abzulehnen oder dem erst auf eine ausdrückliche behördliche Anordnung hin Folge zu leisten.
Wie die KFF in ihrer Studie weiter ausführt, geben derzeit auch weiterhin nicht weniger als ein Drittel aller Eltern von Kindern der Gruppe von 5 bis 11 Jahren in den USA an, selbst auch ihre bereits älteren Kinder nicht impfen lassen zu wollen oder wenn, dann ebenfalls auch nur auf direkten behördlichen Zwang hin.
Folglich, so zieht die KFF ihr Fazit aus dieser Studie, dürfte der Erfolg in den USA, außer bei Einführung direkter behördlicher Zwangsmaßnahmen, auch weiterhin sehr begrenzt sein, künftig Impfungen von Kindern in der von der US-Regierung als dringend notwendig erachteten Größenordnung herbeizuführen, selbst wenn per 22.01. die Belegung der US-Krankenhäuser mit 3,2 % aller Covid-Patienten allein im Kindesalter von unter 4 Jahren noch so alarmierend gewesen sei.
Auslieferungsziel von 4 Mrd. Dosen in 2022 realisierbar, dennoch langfristig hohe Gewinnrisiken
In Antizipation der absehbar weiterhin größten Schwierigkeit der US-Regierung, künftig Kindesimpfungen gegen das Corona-Virus im angestrebten Ausmaß durchzusetzen, gehen wir daher nicht davon aus, dass selbst auch diese vehemente Absicht der US-Regierung zu einer nennenswerten künftigen Erhöhung ihrer COMIRNATY-Bestellmenge führen wird (durch Pfizer/BioNTech angestrebte weltweite Auslieferungsmenge 2022: 4 Mrd. Dosen), da zudem für die künftig zunächst angestrebten 2 Basisimpfungen der Kinder von 6 Monaten bis 4 Jahren lediglich Wirkstoffkonzentrationen von bis zu 3 Mikrogramm vorgesehen sind (= knapp 1/3 der Wirkstoff-Konzentration der Impfdosen für 5 bis 11-Jährige und nur 1/10 der Wirkstoff-Konzentrationen für Empfänger ab 12 Jahren).
Darüber hinaus gehen wir jedoch davon aus, auch wenn dies kein Impfstoffhersteller bislang in genau nachvollziehbarer Weise bestätigt hat, dass der erzielbare Preis für den Absatz einer Impfstoffdosis natürlich mehr oder weniger direkt mit der Konzentration des Wirkstoffs korrelieren, sprich COMIRNATY-Dosen für Erwachsene auch preislich entsprechend teurer als für Kinder sein dürften, so dass wir unter allen geschilderten Aspekten durch die jetzt durch Pfizer / BioNTech anvisierten Impfstoffzulassungen für 6monatige bis 4jährige Kinder in den USA gemessen an ihren bisherigen Impfstoffeinnahmen und -Gewinnen nur sehr überschaubare Zusatzerträge erwarten.
Dies könnte sich höchstens dadurch relativieren, dass BioNTech / Pfizer im Falle einer erfolgreichen FDA-Einsatzgenehmigung für 6monatige – 4jährige Kinder diese Testergebnisse, die der Konzern bislang aus über 90 Studien der 3. Testphase an rd. 8300 Kindern aus den Ländern USA, Finnland, Polen und Spanien im Alter von 6 Monaten bis < 2 Jahren, 2 Jahren bis < 5 Jahren und 5 Jahren bis < 12 Jahren gewonnen hat, dann auch weltweit an jegliche weitere interessierte Regierungen zur Prüfung weiterleiten will und dort die Impfbereitschaft dann natürlich höher ausfallen könnte, als dies derzeit in den USA der Fall zu sein scheint.
Beide an sich sehr positiven Nachrichten der letzten Woche liefern jedoch zusammenfassend zumindest bis jetzt noch nicht den geringsten Beleg dafür, dass hieraus künftig nennenswert relevante Zusatzerträge für BioNTech über das bereits jetzt bekannte Maß hinaus generiert werden könnten, die auch sofort eine entsprechende Höherbewertung der Aktie gerechtfertigt hätten.
Aktie überbewertet, weiterhin nicht kaufenswert
Wir bleiben daher derzeit auch völlig unverändert weiterhin bei unserer Grundeinschätzung, dass unter allen Aspekten des künftig unzweifelhaft entspannten Corona-Umfelds sowie ihren bislang weiterhin gänzlich defizitären sonstigen Aktivitäten im Bereich der mRNA-Krebs- und Infektionstherapie-Forschungen (im Bereich Krebs: vor allem gegen fortgeschrittene Melanome und solide Tumore jeden Typs, Prostatakrebs, Kopf- und Nackenkrebs, Eierstockkrebs, Magen-Darm- sowie Bauchspeicheldrüsen-Krebs, im Bereich Infektionen: vor allem gegen Grippe, Malaria, HIV und Tuberkulose; s. diese Analyse) BioNTech ab 2023 zunehmenden Umsatz- und Gewinneinbrüchen sowie ab 2025 wohl sogar dem erneuten Abgleiten in die Nettoverlustzone entgegengehen dürfte (siehe hier) und aus diesem Blickwinkel mit einem aktuellen KGV (2024e) von rd. 17 aus unserer Sicht auch weiterhin als klar überbewertet einzustufen ist.
Trotz des jüngst erfolgreichen Tests der im Oktober 2020 etablierten flachsten Aufwärtstrend-Unterstützung (im Tief des letzten Monats bei 135 USD) raten wir von einem Einstieg in die Aktie daher auch weiterhin ab.
Chart: BIONTECH (in US-Dollar)
05.02.2022 - Matthias Reiner
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