Geht Boeing in die Pleite?
Streik bei Boeing - der Luft- und Raumfahrtkonzern gerät immer stärker unter Druck
Geht Boeing in die Pleite? Der Gegenwind, den der amerikanische Luft- und Raumfahrtkonzern in diesem und den letzten Jahren erfahren hat, ist immens. Zudem ist Boeing finanziell betrachtet bereits längst in einer Schieflage, was die Nervosität der Stakeholder nur noch antreibt.
Der Streik hilft Boeing (US0970231058) sicherlich nicht. Ist aber natürlich auch verständlich aus Sicht der Mitarbeiter, die in der Vergangenheit von Boeing alles andere als gehegt und gepflegt wurden. Das Management schaffte es immerhin, dass es keinen grossen Streik in den letzten 16 Jahren gab, aber der Ausstand, der in der Nacht auf Freitag von 96 % der Mitglieder der grössten Gewerkschaft bei Boeing beschlossen wurde, hat es in sich. Die International Association of Maschinists And Aerospace Workers vertritt bei dem Konzern mehr als 33.000 Mitarbeiter, denen die Unternehmensführung eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 25 % angeboten hat. Klingt gut, ist es im Detail aber nicht, denn die Erhöhung soll sich über einen Zeitraum von vier Jahren verteilen, was vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Preise für Lebensmittel und Energie in den USA schlicht und einfach zu wenig ist. Obendrein sollten die Mitarbeiter auf einen attraktiven Jahresbonus verzichten.
Ein grosser Streik dauerte in der Vergangenheit bei Boeing rund 50 Tage. Damit würde der Konzern im Zweifel einen Cashflow von 3,0 bis 3,5 Mrd. US-Dollar verlieren, da die Produktion durch den Streik still stehen wird. Und es ist nicht so, dass Boeing im 1. Halbjahr keine Probleme hatte. Trotz des vollen Auftragsbuches schrumpfte der Umsatz in den ersten sechs Monaten um -11 % auf 33,4 Mrd. US-Dollar und der Verlust weitete sich auf -1,79 Mrd. US-Dollar aus. Noch problematischer: Der operative Cashflow war tiefrot. Das Geschäft von Boeing produzierte im 1. Halbjahr keine Liquidität, sondern verschlang -7,29 Mrd. US-Dollar (freier Cashflow: -8,26 Mrd. US-Dollar). Kommen nun noch die Folgen eines langen Streiks obendrauf, stellt sich irgendwann die Frage, wann die Bereitschaft der Börse kippt, Boeing noch zu finanzieren.
Geht Boeing in die Pleite?
Die Bilanz ist bereits heute sanierungsbedürftig. Ich rede hier über den Zeitpunkt 30. Juni, also lange vor den aktuellen Ereignissen. So weist Boeing zum Halbjahresende ein negatives (!) Eigenkapital von -17,98 Mrd. US-Dollar bei einer Bilanzsumme von 142,72 Mrd. US-Dollar aus. Der Konzern hat also bereits eine erhebliche finanzielle Schieflage und nun kommt der Streik hinzu, was alle Auslieferungen um voraussichtlich zwei Monate nach hinten verschieben wird, die eh schon lange Verzögerungen erlebt haben.
Interessant ist, dass der Anleihemarkt noch überhaupt nicht reagiert hat. Ein Ausfallrisiko erkennen Sie häufig im Vorfeld daran, dass die Gläubiger aussteigen und ihre Anleihen verkaufen. Das setzt die Kurse unter Druck und lässt die Rendite in die Höhe schiessen. Davon ist bis dato nichts zu erkennen. Warum? Weil Boeing selbstverständlich für die USA systemwichtig ist. Die Regierung wird den Konzern unter keinen Umständen in die Liquidation gehen lassen. Verwechseln darf man diesen impliziten Schutzschild jedoch nicht mit einem klassischen Bail-out. Gerät Boeing in eine Schieflage und muss durch den amerikanischen Staat gerettet werden, werden die Aktionäre leer ausgehen und die Gläubiger durch einen Hair-cut den grössten Teil ihrer Forderungen aufgeben müssen. Kurzfristig ist dies selbstverständlich keine akute Gefahr, aber die Eintrittswahrscheinlichkeit steigt drastisch, wenn man den Zeithorizont auf 12 bis 18 Monate erweitert.
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14.09.2024 - Mikey Fritz
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