BioNTech hisst die weiße Flagge, auch Valneva steht unter Druck, Novavax stabilisiert sich im Kurskeller und Steinhoff geht stark ins Wochenende
Eine katastrophale Woche für Impfstoff-Aktien
Die Corona-Infektionszahlen erreichten in dieser Woche gleich mehrfach und an verschiedenen Orten neue Höchststände. Gleichzeitig hielten die Krankenhauseinweisungen sich jedoch in Grenzen. Das befeuerte weiter die Vermutung vieler Anleger, dass die Pandemie nun endlich auslaufen könnte – mit katastrophalen Auswirkungen auf die Aktien der Impfstoffhersteller.
BioNTech (US09075V1026) etwa stürzte allein in der ausgelaufenen Woche um etwas mehr als 8,5 Prozent in die Tiefe. Im gestrigen Handel nahm diese Bewegung noch einmal an Fahrt auf und bescherte dem ohnehin schon angeschlagenen Titel ein Minus von satten 6,4 Prozent. Per Wochenschluss standen lediglich 172,20 Euro auf dem Ticker, was es schon seit mehr als sechs Monaten nicht mehr zu sehen gab.
Dabei gibt es bei einem Blick auf die Nachrichtenlage außerordentlich viel Positives zu erblicken. Von einer weiterhin auf Hochtouren laufenden Produktion der Corona-Vakzine über die Ankündigung neuer Projekte abseits von Corona bis hin zu Meldungen vom Freitag, wonach allein BioNTech für rund 20 Prozent des derzeitigen Wirtschaftswachstums in Deutschland verantwortlich sei. All das interessiert die Börsianer aber schlicht nicht in ihrer festen Erwartung, dass Corona-Impfungen bald nur noch ein Nischendasein fristen werden.
In bester Gesellschaft
Eben diese Attitüde machte auch Valneva (FR0004056851) schwer zu schaffen. Hier ging es an den letzten fünf Handelstagen um insgesamt sieben Prozent in Richtung Süden. Besonders problematisch bei den Franzosen ist, dass sie für ihren Tot-Impfstoff gegen Corona noch immer keine Zulassung erhalten haben. Sollten die derzeitigen Vorhersagen einiger Beobachter zutreffen, könnte die am Ende schlicht viel zu spät kommen.
Mancherorts ist noch die Rede davon, dass die Charttechnik die Valneva-Aktie etwas stützt. Etwa, weil bisher die 200-Tage-Linie mit Mühe und Not noch verteidigt und ins Wochenende gerettet werden konnte. Grundsätzlich ist daran auch nichts falsch. Es stellt sich beim aktuellen Sentiment an den Märkten aber ernsthaft die Frage, ob der Charttechnik überhaupt eine größere Bedeutung zukommt.
Schlachtfest bei Novavax
Rote Vorzeichen hatte am Freitag auch Novavax (US6700024010) zu verkraften, wobei die Aktie des US-Konzerns im direkten Vergleich mit der Konkurrenz schon fast wie ein Sieger dastand. Lediglich um 0,3 Prozent ging es hier abwärts, was an und für sich kaum der Rede wert ist. Ganz anders sieht die Angelegenheit aber im Wochenvergleich aus.
Dort offenbaren sich Abschläge in Höhe von 16,45 Prozent und die kommen nicht von Ungefähr. Dass es auch unter der 100-Euro-Marke keine Anzeichen einer Besserung gibt, war zumindest im gestrigen Handel zu erwarten. Enttäuscht dürften die letzten Optimisten zur Kenntnis genommen haben, dass die Auslieferung des Novavax-Vakzins sich wohl verschieben wird. Erst Ende Februar soll jener in Arztpraxen und Impfzentren zur Verfügung stehen. Zuvor wurde seitens der Politik noch in Aussicht gestellt, dass es Ende Januar soweit sein könnte. Offenbar hat man sich da wohl etwas verschätzt.
Nichts zu meckern bei Steinhoff
Während die Stimmung bei Corona-Impfstoff-Aktien nicht schlechter ausfallen könnte, brachte Steinhoff (NL0011375019) eine überaus erfolgreiche Börsenwoche hinter sich. Bereits am Montag startete die Aktie des Möbelkonzerns stark und verbesserte sich immer weiter, bis am Mittwoch schließlich nach kurzem Kampf die Marke bei 0,30 Euro erobert werden konnte.
Von hier aus gab es dann zwar keinen dramatischen Auftrieb mehr zu sehen. Die Bullen dachten aber auch nicht daran, die wichtige Linie wieder aus der Hand zu geben. Nach Zugewinnen von 1,8 Prozent im gestrigen Handel verabschiedete sich Steinhoff letztlich mit 0,315 Euro ins Wochenende und bleibt damit in direkter Nähe des Mehr-Jahres-Hochs bei 0,325 Euro. Ob dieses in der neuen Woche übertroffen werden kann, ist allerdings fraglich. So manche offene Frage hält die Kauflaune derzeit noch zurück.
Gewinner und Verlierer
Die Börse wird weiterhin von Erwartungen dominiert, dass mit Omikron der Übergang von der Pandemie zur Endemie gelingen wird. Grundsätzlich wäre ein solches Szenario wohl auch sehr zu begrüßen, nicht nur an der Börse. Wie immer gibt es dort aber Gewinner und Verlierer von bestimmten Entwicklungen zu sehen.
Völlig aufs Abstellgleis scheinen die Papiere der Impfstoffhersteller zu rutschten. Vorschnell abgeschrieben werden sollten die allerdings nicht. Schließlich wird weiterhin mit allem Nachdruck zu (Booster-)Impfungen aufgerufen und auch Diskussionen um eine allgemeine Impfpflicht sind noch längst nicht vom Tisch. Es gibt also durchaus noch Potenzial für ein Comeback. Darauf zu wetten ist aber fraglos mit eklatanten Risiken verbunden.
15.01.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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