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Lufthansa geht optimistisch ins neue Jahr und will die Kapazitäten ausweiten

Lufthansa geht mit einer soliden Bilanz ins neue Jahr

NTG24 - Lufthansa geht optimistisch ins neue Jahr und will die Kapazitäten ausweiten

 

Der Jahresabschluss der Lufthansa bietet einige wichtige neue Details. Der Börse war vor allem wichtig zu sehen, wie optimistisch die Chefetage bezüglich des Sommergeschäfts ist und bis wohin man die Kapazitäten im laufenden Jahr ausweiten will, denn die Notierungen haben seit November straff zugelegt, in der Hoffnung auf einen starken Nachfrageboom im europäischen Reisegeschäft im Sommer. 

Der Rest der Daten ist weitgehend schon vorab bekannt gewesen. Die Zahl der Passagiere fiel im Gesamtjahr um harsche -75 %. Das Frachtgeschäft boomte zwar zeitgleich, konnte den Verlust aus dem deutlich grösseren Passagiergeschäft jedoch bestenfalls leicht abdämpfen. So fiel der Umsatz in 2020 um -63 % auf 13,6 Mrd. Euro, was zu einem negativen EBIT (operatives Ergebnis vor Steuern und Zinsen) von -7,35 Mrd. Euro führte. Nach Steuern blieb ein Netto-Verlust von -6,7 Mrd. Euro stehen. 

Die Lufthansa kam und kommt nicht um die Anpassung der Belegschaft herum. Wenn einem der Umsatz um -63 % einbricht, kommt man nicht umhin, die Zahl der Mitarbeiter zu reduzieren. In 2020 hat die Lufthansa konzernweit die Zahl von 138.353 auf 110.065 Mitarbeiter zum Jahresende gesenkt. Das entspricht einer Reduktion um -20 %. Darin enthalten sind aber auch die Mitarbeiter des Europageschäfts der LSG Gruppe, das verkauft wurde. Insgesamt 8.817 Mitarbeiter haben durch den Verkauf die Lufthansa verlassen. 

In 2021 wird man nicht um weitere Massnahmen herumkommen. Und die beziehen sich im Wesentlichen auf Deutschland, denn die Geschäftsbereiche im Ausland haben alle ihre Mitarbeiterziele erreicht. In Deutschland ist die Personaldecke jedoch immer noch zu hoch. Für etwa 10.000 Mitarbeiter muss eine Lösung gefunden werden. Betriebsbedingte Kündigungen sind derzeit ausgeschlossen, womit Abfindungen, der vorzeitige Ruhestand und temporär die Kurzarbeit als Möglichkeiten herhalten müssen. 

 

Finanzierung für 2021 ist gesichert - KfW-Kredit ist getilgt

 

Ausgesprochen erfreulich ist die Arbeit der Treasury. Vor dem Hintergrund dieses Horror-Jahres sieht die Bilanz der Lufthansa sehr solide aus. Das liegt im Kern selbstverständlich an der finanziellen Hilfe der Bundesregierung und anderer Staaten, doch die Lufthansa ruht sich nicht auf den Steuerzahlern aus. Man hat die Euphorie am Kapitalmarkt ausgezeichnet genutzt, um mehrere Anleihen zu sehr guten Konditionen zu platzieren. 

Das ist ein Zeichen von Stärke. Man konnte sich durch die Kapitalmassnahmen so viel Liquidität sichern, dass die Refinanzierung bis Ende 2021 bereits abgedeckt ist und man obendrein noch am 11. Februar den Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau über 1 Mrd. Euro vorzeitig zurückzahlen konnte. Ein positives Beispiel, wie man ein systemwichtiges Unternehmen mit Staatsgeldern vor der Insolvenz rettet, ohne dafür viel zu bezahlen.  

 

Deutsche Lufthansa AG

 

Der Ausblick des Vorstands ist jedoch alles andere als rosig. Während die Unternehmensführungen der amerikanischen Airlines nur so strotzen vor Optimismus, lässt der Lufthansa Vorstand Moll-Töne anklingen. Eine Normalisierung des Flugverkehrs auf das Pre-Covid-Niveau seit „frühestens“ im Jahr 2024 möglich. Man erwartet nur eine graduelle Ausweitung der Flugkapazitäten und strebt für dieses Jahr einen Passagier-Auslastungsgrad von 70 % an. Vor Covid-19 bewegte man sich deutlich über 80 % bei einer gleichzeitig wesentlich grösseren Flotte.

 

2021 wird kein Zuckerschlecken

 

Die weitere Entwicklung von Corona und die Geschwindigkeit der Impfungen in Europa sind die entscheidenden Determinanten für den Reiseverkehr. Es ist von überragender Bedeutung für die Lufthansa, dass der Sommerreiseverkehr stattfindet und nicht wie im letzten Jahr auf der Hälfte abgebrochen werden muss. Sollte sich das wiederholen, wird sich das Comeback der Lufthansa noch einmal um neun bis 12 Monate verzögern. 

Rosig ist die Impfsituation nicht, aber es geht voran. Prozentual gemessen liegen Grossbritannien und Malta mit 32 und 19 Impfungen je 100 Einwohner an der Spitze. Das europäische Mittelfeld liegt jedoch zwischen 8 und 9 Impfungen je 100 Einwohner. Das ist weit weg von Herdenimmunität. Absolut betrachtet führt ebenfalls Grossbritannien mit knapp 21,6 Mio. Impfungen vor Deutschland mit 6,8 Mio. Impfungen bzw. Impfdosen. In den USA, wo inzwischen 80,5 Mio. Impfungen vorgenommen wurden bzw. gut 24 von 100 Personen eine Impfung bekommen haben, sehen wir eine deutliche Verbesserung der Ansteckungsraten und Krankenhausbelegungen. Dieses Ziel sollte Deutschland spätestens Ende April bis Ende Mai erreicht haben. 

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeDie Lufthansa kalkuliert in diesem Jahr mit 40 bis 50 % der Pre-Covid Kapazitäten. Das hat man sich als Benchmark gesetzt. Erreicht die Gesellschaft das obere Ende dieser Prognose, beginnt der operative Cashflow positiv zu werden, was ein wichtiger Meilenstein und grosser Erfolg wäre. Dafür ist jedoch das Sommerreisegeschäft ausschlaggebend, nachdem man bereits Ostern abschreiben musste. Kurzfristig ist nicht mit einer wesentlichen Verbesserung der Lage im 1. Quartal zu rechnen im Vergleich zum 4. Quartal. Als weiteres Ziel für 2021 hat man sich eine Verbesserung des „bereinigten“ operativen Ergebnisses im Jahresvergleich gesetzt. Diese Kennzahl lag 2020 bei -5,5 Mrd. Euro, was Ihnen eine Perspektive gibt, wie hoch der Verlust in 2021 voraussichtlich ausfallen wird. 

Eine konkrete Empfehlung zu dieser Analyse ist den Lesern des Zürcher Finanzbriefes vorbehalten. Den Zürcher Finanzbrief und die zugehörigen Empfehlungen können Sie im Rahmen eines kostenlosen Probe-Abonnements ausgiebig testen.

 

05.03.2021 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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