Microsoft steigert Umsätze und Gewinne, kann bei den Anlegern aber dennoch nicht punkten.
Wurde von dem Software-Konzern zu viel erwartet?
Nach Börsenschluss rückte in den USA gestern der Tech-Sektor in den Fokus, denn gleich zwei der größten Branchenvertreter legten frische Zahlen vor. Dazu gehörte auch Microsoft, wo es eigentlich gute Ergebnisse zu bewundern gab. Offensichtlich waren die für den Geschmack der erfolgsverwöhnten Anteilseigner aber noch immer nicht gut genug.
Konkret nannte Microsoft (US5949181045) für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2023 einen Umsatz von 50,12 Milliarden USD. Damit konnte nicht nur die eigene Prognose leicht übertroffen werden. Auch die Analysten rechneten im Vorfeld mit geringeren Einnahmen von rund 49,5 Milliarden USD. Im Vergleich zum dritten Quartal des vergangenen Jahres ging es um elf Prozent in die Höhe.
Bemerkbar machte sich das auch auf der Gewinnseite. Hier ging es um sechs Prozent auf eindrucksvolle 21,5 Milliarden USD aufwärts. Steigende Kosten machten sich allerdings auch in Redmond bemerkbar und so ging das Nettoergebnis um 14 Prozent auf 17,6 Milliarden USD zurück. Beim Gewinn je Anteilsschein konnten die Erwartungen der Märkte dennoch übertroffen werden. Trotz dieser Tatsache reagierte die Microsoft-Aktie allerdings mit heftigen Verlusten. Im nachbörslichen Handel waren teils Kursverluste von rund sieben Prozent zu beobachten. Hier von einer negativen Reaktion zu sprechen, wirkt schon wie eine kleine Untertreibung.
Woran genau die Aktionäre sich derart stören, darüber lässt sich freilich nur spekulieren. Möglich ist, dass die gestiegenen Kosten auf der Laune lasten, da in dieser Hinsicht in Zukunft eher mit einer Verschärfung denn einer Entspannung zu rechnen ist. Ebenfalls denkbar ist aber, dass Microsoft durch Rückgänge in wichtigen Bereichen für Ernüchterung an den Märkten gesorgt hat. Vielleicht wird genau das momentan auch etwas überbewertet.
Microsoft auf neuen Wegen
Einen deutlichen Rückgang gab es unter anderem im PC-Segment zu sehen, wo auch das Betriebssystem Windows angesiedelt ist. Jenes war in der Vergangenheit das zentrale Standbein für Microsoft und auch heute noch trägt es einen gewaltigen Anteil zum Umsatz des Software-Giganten bei. Da ist es nur nachvollziehbar, dass Anleger auf einen Schrumpfkurs eher empfindlich reagieren.
Die Erwartungen erfüllen konnte Microsoft auch nicht im Cloud-Sektor, der als wichtigster Wachstumsmotor gilt. Zwar konnten die Umsätze hier um etwas mehr als 20 Prozent gesteigert werden, was mitten in der Krise durchaus eindrucksvoll ist. Die Anleger erwarteten aber noch mehr und zeigten sich nun enttäuscht darüber, dass diese sehr hohen Erwartungen nicht erfüllt werden konnten. Manch einer mag da schon vermuten, dass das Ende der imposanten Wachstumsraten in der Cloud eingeleitet worden sein könnte.
Nur nicht nachlassen
Richtige Anzeichen dafür gibt es aber kaum und in Sachen Cloud Computing ist die Grenze des Machbaren noch lange nicht erreicht. Microsoft ist hier hervorragend aufgestellt und hat neben Amazon und Google keine echte Konkurrenz zu befürchten. Technologisch gehört die Azure-Cloud zum Besten, was an den Märkten zu finden ist. Sicherlich befindet der Konzern sich in einer Phase der Umstellung, was aus Anlegersicht aber eigentlich sogar zu begrüßen ist.
Microsoft wird seine Einnahmen in Zukunft hauptsächlich durch Services erwirtschaften und nur noch sekundär durch den Verkauf von Software-Lizenzen. Das ist eine Umstellung und Veränderung geht nicht nur an der Börse immer auch mit gewissen Ängsten einher. Da Microsoft mit Office 365, der Azure-Cloud und ähnlichen Angeboten aber langfristige und wiederkehrende Einnahmen generiert, kann das den Anteilseignern eigentlich nur recht sein. Ich mag mich täuschen, doch ich sehe den Konzern weiterhin klar auf Wachstumskurs und trotz einiger Fehlschläge in den letzten Jahren befindet sich Redmond insgesamt auf einem guten Weg. Da ist es nicht verkehrt, die Microsoft-Aktie in näherer Zukunft genau im Auge zu behalten und über einen Einstieg auf vergleichsweise niedrigem Niveau zumindest nachzudenken.
26.10.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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