Trotz katastrophaler Zahlen drehen die Bullen bei Nordex ordentlich auf und setzten auf die Wende in der Zukunft
Die Nordex-Aktie tritt aufs Gas
Eigentlich hatte Nordex für die Anleger am Montagabend so überhaupt keine guten Neuigkeiten im Gepäck. Die vorgestellten Zahlen schrien quasi an jeder Ecke nur so nach Krise und die Befürchtungen der letzten Wochen und Monate schienen sich vollumfänglich zu bestätigen. Dennoch schaffte die Aktie es, am Dienstag eine beeindruckende Aufholjagd auf die Beine zu stellen.
Um satte 10,2 Prozent ging es gestern für die Aktie von Nordex (DE000A0D6554) in die Höhe. Damit hält sich das Papier nicht nur die wichtige 10-Euro-Linie vom Leib. Es erreicht auch mal eben den höchsten Stand seit dem vergangenen Frühjahr, obschon die Zahlen eine solche Bewegung eigentlich nicht ansatzweise hergeben. Doch die Anleger lassen sich nicht verunsichern. Bekanntlich wird an der Börse nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft investiert. Und die Aussichten hier gestalten sich dann doch schon eine Ecke freundlicher, etwas Optimismus vorausgesetzt.
Doch zunächst die schlechten Neuigkeiten: Nordex erwartet für das laufende Jahr einen operativen Verlust in Höhe von etwa vier Prozent des Umsatzes. Damit peilt das Unternehmen die untere Spanne der zuvor mitgeteilten Range an. Hauptgründe für das schlechte Abschneiden sind rapide steigende Preise für Materialien und Energie, was aufgrund langfristig geschlossener Verträge nicht ohne Weiteres an die Kunden weitergereicht werden kann. In Zukunft sollen sich aber Preissteigerungen auf eigener Seite mehr und mehr in den Ergebnissen niederschlagen.
Wieder einmal gelingt es Nordex damit nicht, den Weg in die schwarzen Zahlen oder zumindest zum Break-Even zu finden, was zu Jahresbeginn noch in Aussicht gestellt wurde. Das ist zweifellos ein gewisser Dämpfer für die Anleger, die nun schon seit Jahren auf den großen Turnaround warten. Wie die enormen Kurssprünge von gestern zeigen, lebt die Hoffnung aber unverändert weiter, und das nicht ohne Grund. An der Börse setzen auch die Analysten jetzt voll auf die prall gefüllten Auftragsbücher.
Das macht den Anlegern von Nordex Mut
Besonders das Bankhaus Metzler hob sich mit einer sehr freundlichen Prognose für Nordex ab. Zwar wurden die jüngsten Zahlen in keiner Weise schöngeredet. Doch die Experten sehen eine Trendwende in der Windkraftbranche insgesamt. Bisher sei diese vor allem durch Wachstum um jeden Preis und einen harten Kampf um Marktanteile bestimmt worden. Mittlerweile habe aber gerade Nordex erkannt, wie wichtig es ist, kostendeckende Preise aufzurufen.
Die Analysten halten es für möglich, dass genau jetzt ein Wendepunkt in der Branche eintritt, welcher Unternehmen wie Nordex endlich in die schwarzen Zahlen befördern könnte. Es dürfte noch eine Weile dauern, bis es die ganz großen Erfolge zu sehen gibt. Doch darauf scheinen die Börsianer nicht warten zu wollen. Die Hoffnung ist groß, dass der Tiefpunkt bereits überschritten wurde.
Das ist nicht ungefährlich
Dafür sprechen nicht zuletzt die prall gefüllten Auftragsbücher bei Nordex und die Gewissheit, dass Windkraft noch viele Jahre lang ein imposantes Wachstum erleben wird. Allerdings verfügt Nordex nicht erst seit gestern über einen beeindruckenden Auftragseingang und es bleiben im Umgang mit der Aktie fraglos noch Risiken zu beachten. Euphorie herrschte hier schon so manches Mal, in den ganz großen Durchbruch wollte sie bisher aber nie münden.
Damit sollen die letzten Erfolge der Bullen in keiner Weise schlechtgeredet werden und mit Blick auf die beschleunigte Energiewende in Europa verfügt Nordex ohne jede Frage über massive Chancen, um zu einem sehr viel größeren Konzern als aktuell heranzuwachsen. Doch wie immer kommen große Erwartungen auch mit nicht minder großen Risiken daher. An dieser Stelle sei nur gehofft, dass Nordex in Zukunft den Vorstellungen der Märkte gerecht werden kann. Als Anleger würde ich aber zumindest das Szenario weiterer Enttäuschungen durchdenken und bei einer Risikoanalyse berücksichtigen.
16.11.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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