Aufgrund hoher Standortkosten in Deutschland legte Ryanair seine hiesigen Wachstumspläne jüngst auf Eis, stellte nun für einige Flughäfen aber Kapazitätserweiterungen in Aussicht
Verzichten kann Ryanair auf den deutschen Markt offenbar nicht
Die Kritik um hohe Kosten für Airlines in Deutschland hält weiter an. Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften rechnete erst kürzlich vor, dass eine Airline für einen Flug von Stuttgart in ein anderes EU-Land mittlerweile fast 5.000 Euro an Gebühren abführen müsse. Dadurch hätten sich die Kosten je Passagier im Vergleich zu 2019 um 143 Prozent erhöht. Auch Ryanair ächzt unter diesen Voraussetzungen und kündigte vor gar nicht langer Zeit Konsequenzen an.
Am Flughafen BER soll das Angebot von Ryanair (IE00BYTBXV33) um 20 Prozent sinken und auch bei anderen deutschen Großflughäfen befindet sich die irische Airline auf dem Rückzug. 1,8 Millionen Sitze sollen aus dem Programm verschwinden, wie Ryanair-Chef Eddie Wilson am Donnerstag noch einmal bekräftigte. Gleichzeitig wurde aber für einige Regionalflughäfen ein Ausbau von Kapazitäten angekündigt.
Im kommenden Sommer sollen 800.000 neue Sitzplätze dazukommen, unter anderem in Lübeck und Bremen. Ferner sind 14 neue Strecken geplant und es sollen zwei zusätzliche Flugzeuge zum Einsatz kommen. Trotz der anhaltenden Kritik an der Politik und einem erneuten Aufruf an Verkehrsminister Volker Wissing, etwas dagegen zu unternehmen, scheint Ryanair seine Wachstumspläne in Deutschland nicht einfach aufgeben zu wollen.
Ryanair hat in Deutschland noch viel vor
Das überrascht letztlich nicht, da der hiesige Markt trotz hoher Kosten sehr groß bleibt und Ryanair aufgrund aktuell geringer Marktanteile grundsätzlich auf ein hohes Wachstumspotenzial blickt. Das soll auch genutzt werden, indem die jährliche Passagierzahl von aktuell 17 auf 34 Millionen steigen soll, wie beim „Handelsblatt“ unter Verweis auf die Mittelfristpläne des Unternehmens zu lesen ist. Als Voraussetzung dafür werden jedoch „wettbewerbsfähige Standortkosten“ angesehen.
Dass Ryanair beim Taktieren mit der Politik das eigene Wachstum nicht vollständig aufgibt, wird an der Börse wohlwollend aufgenommen. Die Aktie reagierte auf die jüngst verkündeten Pläne am Donnerstag mit einem Aufschlag von 1,2 Prozent. Auch die Anleger dürften darauf spekulieren, dass es in nicht allzu ferner Zukunft Verbesserungen bei den Standortkosten geben dürfte. Schließlich kommt Kritik nicht nur von Ryanair, sondern von so ziemlich allen großen Airlines im Land, darunter auch die Lufthansa.
Allerdings ist selbstredend kein Verlass darauf, dass die kommende Bundesregierung dem Begehren der Airlines vollumfänglich nachgeben wird. Zwar sind einige Verbindungen bereits dem Rotstift zum Opfer gefallen, darunter eine zwischen Hamburg und Köln. Allerdings dürfte genau das von einigen politischen Akteuren auch so gewollt sein. Denn im Interesse des Klimaschutzes setzen sich beispielsweise die Grünen seit jeher dafür ein, Inlandsflüge drastisch zu reduzieren und stattdessen die Bahn auszubauen.
Die Reibereien werden weitergehen
Nun ist aktuell alles andere als sicher, ob die Grünen Teil der nächsten Bundesregierung sein werden. Doch wird jene sich mit dem Thema Klimaschutz in jedem Fall auseinandersetzen müssen. Schließlich berichtete der EU-Klimadienst gerade erst, dass die globale Erwärmung im vergangenen Jahr bereits die 1,5-Grad-Marke durchschritten hatte und bei 1,6 Grad lag. Welche potenziellen Folgen das haben kann, das lässt sich aktuell sehr gut in Kalifornien beobachten. Die Politik wird da schlicht nicht in der Lage sein, den Wunschzettel von Airlines und anderen CO2-intensiven Branchen lückenlos abzuhaken.
Die Ausgangslage für Ryanair dürfte daher herausfordernd, wenn auch nicht aussichtslos bleiben. Für die Anleger steht erst einmal im Mittelpunkt, dass es überhaupt noch Wachstum zu sehen geben wird, und dafür wird der deutsche Markt ein entscheidender Faktor sein. Daher muss auch weiterhin im Blick behalten werden, wie der irische Konzern sich hierzulande schlägt und ob vorhandenes Potenzial optimal ausgenutzt werden kann. Natürlich sind hohe Standortkosten ein Problem, doch wäre es hilfreich, konstruktiv und nicht trotzig an das Thema heranzugehen.
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10.01.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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