als .pdf Datei herunterladen

SAP hat sein Mojo verloren

Aktie bricht ein

NTG24 - SAP hat sein Mojo verloren

 

Das war ein Schlag ins Kontor für die SAP-Aktionäre. Der Vorstand entschied sich am Sonntag, die neue weitreichende Umsatz- und Gewinnwarnung zu veröffentlichen, um die Bombe nicht mitten im laufenden Handel platzen zu lassen. Einen Sell-off konnte man am Montag nicht verhindern, aber zumindest einen unkontrollierten Einbruch der Notierungen. Vom Schlusskurs am Freitag fiel die Aktie heute von 124,58 Euro auf unter 100 Euro. Rund 30 Mrd. Euro büßte damit das Unternehmen an Wert an der Börse heute früh ein.  

Zum einen zog SAP die Umsatz- und Gewinnprognose vom April herunter. Und zwar gleich in allen Bereichen. Das Epizentrum der Probleme ist und bleibt die Cloud. Die Erlöse in diesem Bereich bleiben 2020 voraussichtlich deutlich unter den Erwartungen mit einer Spanne von 8,0 bis 8,2 Mrd. Euro. Der Vorstand hatte bisher 8,3 bis 8,7 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Offensichtlich hat die Kundschaft derzeit andere Probleme, als ihre bestehenden SAP-Systeme aufwendig zu überholen. Selbst wenn man die „regulären“ Softwareerlöse hinzuzählt, musste der Vorstand die Prognose-Spanne von bisher 23,4 bis 24,0 Mrd. Euro auf nur noch 23,1 bis 23,6 Mrd. Euro reduzieren. Alle Angaben sind übrigens „bereinigt“ und enthalten zahlreiche Ausnahmen, die nicht IFRS-konform sind. 

 

Kein Wachstum bis 2023

 

Auch das Jahresergebnis wird beeinträchtigt. Hier lag seit April die Spanne für das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) bei 8,1 bis 8,7 Mrd. Euro, doch das lässt sich nach dem schwachen 3. Quartal nicht mehr halten. Die neue Prognose geht von 8,1 bis 8,5 Mrd. Euro aus. 

 

SAP SE

 

Zum anderen senkte SAP die gesamte langfristige Prognose. Das umfasst die bisherige Planung bis Ende 2025 und der Vorstand warnte ausdrücklich, dass die Aktionäre damit rechnen müssen, dass das Ergebnis bis Ende 2022 bestenfalls stagnieren wird, aber im Zweifel fallen wird. Erst nach 2022 erwartet man wieder positives Momentum in den Zahlen. Dieser Punkt ist der Hauptgrund, warum die Aktie heute früh so scharf verliert und mit weiteren Anschlussverkäufen zu rechnen ist, wenn die Bullen versuchen, den Titel wieder zu heben. 

 

Q3 bleibt unter den Erwartungen

 

Der Vorstand sah sich zu dieser drastischen Warnung genötigt, nachdem die Zahlen für Q3 auf dem Tisch lagen. Überdeutlich zu sehen ist, dass nicht nur SAP an allen Ecken spart, um den Cash-Flow zu verbessern, sondern die Kundschaft tut es auch. Die Clouderlöse wuchsen zwar um 11 % auf 1,98 Mrd. Euro, doch sie können den starken Rückgang bei den Softwareerlösen nicht einmal auffangen. Insgesamt schrumpfte der Umsatz im 3. Quartal im Jahresvergleich um -4 % auf 6,54 Mrd. Euro und das EBIT fiel um -12 % auf 1,47 Mrd. Euro.

Kurzfristig sind die Aktien natürlich überverkauft. Die Frage ist jedoch, woher sich langfristig steigendes Kaufinteresse rekrutieren soll, wenn das Unternehmen selbst schon ankündigt, dass in den nächsten 24 Monaten kein Gewinnwachstum zu erwarten ist. Für einen Dividendentitel ist SAP schlicht und einfach zu teuer und die Börse hatte bisher einen stagnierenden oder sogar fallenden Gewinn auch nicht in ihre Modelle eingepreist. Die SAP-Aktie wird daher am Ende nicht um eine deutliche Anpassung der Kennzahlen über den Kurs herumkommen. (SAP SE, SAP, ISIN DE0007164600, WKN 716460)

 

26.10.2020 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch

 

Auf Twitter teilen     Auf Facebook teilen


Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.









Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur


Bitte geben Sie die Anzahl der unten gezeigten Eurozeichen in das Feld ein.
>

 



Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)