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Salzgitter verabschiedet sich von bisherigen Zeitplänen beim Grünstahl und verbindet den weiteren Ausbau mit konkreten Forderungen an die Politik

Die grüne Transformation dauert bei Salzgitter wohl etwas länger

NTG24 - Salzgitter verabschiedet sich von bisherigen Zeitplänen beim Grünstahl und verbindet den weiteren Ausbau mit konkreten Forderungen an die Politik

 

Salzgitter galt bisher als ein Vorzeigebeispiel für die grüne Transformation in der Stahlbranche. Das Unternehmen hat sich in Sachen Klimaschutz hohe Ziele gesetzt. Bis zum Jahr 2033 soll die Rohstahlproduktion zu 95 Prozent CO2-frei werden. Vorgesehen war dafür ein Stufenmodell, von dem man sich nun aber erst einmal verabschiedet hat.

Bestehen bleibt lediglich die erste Phase, welche bereits weit fortgeschritten ist und den Bau einer Direktreduktionsanlage mit einer jährlichen Erzeugungskapazität von 2,1 Millionen Tonnen vorsieht. Dazu arbeitet Salzgitter (DE0006202005) an einem Elektrolichtbogenofen mit einer Kapazität von jährlich 1,9 Millionen Tonnen und ein Elektrolyseur mit 100 Megawatt, der den benötigten Wasserstoff erzeugen soll. Die Ausbaustufen 2 und 3 jedoch wurden erst einmal abgesagt, obschon das grundsätzliche Ziel für 2033 beibehalten werden soll.

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Zudem hat der Aufsichtsrat entschieden, nicht wie bisher geplant schon im kommenden Jahr über die nächsten Investitionen zu beraten, sondern erst 2028 oder 2029. Gewissermaßen legt man also zunächst eine Pause ein und begründet dies damit, dass sich die Rahmenbedingungen seit 2022 „erheblich verschlechtert“ hätten. Verknüpft wird die Ankündigung daher auch mit konkreten Forderungen an die Politik.

 

Salzgitter appelliert für bessere Bedingungen

 

Im Kern sind es vier Wünsche, welche Salzgitter an die Bundesregierung stellt. Letztere solle nach dem Willen des Unternehmens für einen konsequenten Handelsschutz bei der EU werben. Energiekosten müssten weiter sinken und der Hochlauf der Wasserstoffindustrie zügiger vorangehen. Außerdem brauche es Leitmärkte für grünen Stahl. Projekte der öffentlichen Hand sollten angehalten werden, in Zukunft zu einem gewissen Anteil Grünstahl zu nutzen, um den Herstellern verlässliche Abgabemengen und damit Planungssicherheit in Aussicht zu stellen.

Das Timing für die Ankündigung dürfte kein Zufall sein. Nachdem die Absatzmengen der hiesigen Stahlindustrie im August um gut zehn Prozent in die Tiefe rauschten, stellte Bundeskanzler Friedrich Merz einen Stahlgipfel in Aussicht. Stattgefunden hat jener bisher noch nicht. Salzgitter erhöht mit seinen nun angekündigten Verzögerungen aber klar den Druck auf die Politik, wirklich wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um das Projekt Grünstahl noch irgendwie retten zu können.

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Die Pläne für die grüne Transformation im sehr CO2-intensiven Stahlsegment wurden schon zuvor unter ein Fragezeichen gestellt, als ArcelorMittel den Rückzug von entsprechenden Projekten ankündigte. ThyssenKrupp Steel ächzt nach eigenen Angaben ebenfalls unter schwierigen Bedingungen und fordert seinerseits Anpassungen von Seiten der Politik. Salzgitter und die Konkurrenz sind sich also weitgehend einig, dass etwas passieren muss. Bei der genauen Ausgestaltung von Maßnahmen gibt es aber unterschiedliche Ansichten. So spricht sich Salzgitter beispielsweise gegen die Aufweichung des Emissionshandels aus, was bei ThyssenKrupp favorisiert wird.

 

Salzgitter gibt sich kämpferisch

 

Es ist kein vollständiger Rückzug, den Salzgitter in Sachen Grünstahl verkündete. Das Unternehmen nutzt sein Gewicht jedoch gezielt, um die Politik unter Druck zu setzen. Das scheinen die Anleger nicht als das schlechteste Vorgehen anzusehen. Die Aktie reagierte am Montagmorgen mit leichten Zugewinnen im frühen Handel, somit sich die generelle Aufwärtsbewegung fortsetzen konnte. Letztere vollzieht sich zwar momentan in einem sehr überschaubaren Tempo. Mit Kursgewinnen von über 40 Prozent seit Jahresbeginn können die Anleger allerdings recht zufrieden sein.

Salzgitter hat bereits viel in den Umbau der eigenen Produktion investiert und befindet sich dadurch weiterhin in einer recht vorteilhaften Ausgangslage. Kann die Politik sich zu Erleichterungen durchringen, könnte Salzgitter diese Karte voll ausspielen, was zum Nachteil der Anteilseigner kaum sein dürfte. Die Aktie ist daher nicht uninteressant, wenngleich Billig-Stahl aus China und US-Zölle weiterhin ein großer Belastungsfaktor bleiben. Denkbar bleibt dennoch, dass der grüne Stahl, welcher dieser Tage noch reichlich Kopfschmerzen bei Unternehmen und Anlegern verursacht, in einigen Jahren einen spürbaren Aufschwung mit sich bringen wird.

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22.09.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler

Unterschrift - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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