Steinhoff weiter im freien Fall, Nikola auf Erholungskurs dank neuem Deal, Plug Power profitiert davon deutlich weniger und Nel ASA ohne neue Signale
Die Jahresendrallye scheint auszubleiben
Zugegeben, ganz vorbei ist das Börsenjahr 2022 noch nicht. Es bleiben noch rund zwei Wochen, in denen die Bullen für neue Signale sorgen könnten. Bisher bleibt die bis vor Kurzem noch erhoffte Jahresendrallye aber auszubleiben. Das gilt sowohl mit Blick auf die Gesamtmärkte als auch bei zahlreichen Einzeltiteln.
Das genaue Gegenteil einer Erholung zwischen den Jahren gibt es derzeit bei der Aktie von Steinhoff (NL0011375019) zu sehen. Hier hat das Management zwar endlich eine (vorübergehende) Lösung für den gigantischen Schuldenberg gefunden. Jene kommt aber einem Kahlschlag für die Aktionäre gleich, da 80 Prozent des Konzerns in die Hände der Gläubiger gehen sollen. Außerdem ist vorgesehen, den Anlegern jegliche Stimmrechte zu entziehen.
Letztere sind darüber alles andere als erfreut. Am Donnerstag rauschten die Kurse bereits um mehr als die Hälfte in die Tiefe und am gestrigen Freitag ging es um weitere 22,5 Prozent abwärts. Das traurige Fazit ist ein Verlust von 72,2 Prozent auf Wochensicht und ein Schlusskurs von gerade einmal 0,0251 Euro. Selbst für die ohnehin schwer angeschlagene Steinhoff-Aktie ist das eine einzige Katastrophe. Die Träume vom großen Comeback scheinen endgültig geplatzt zu sein.
Ein großer Schritt für Nikola?
Bei Nikola (US6541101050) scheinen derartige Fantasien hingegen wieder etwas aufzublühen, nachdem das Unternehmen einen neuen Deal mit Plug Power bekanntgeben konnte. 75 Wasserstoff-Lkw wurden für die Auslieferung von grünem Wasserstoff geordert. Im Gegenzug will Nikola aktiv in den Ausbau von Wasserstofftankstellen investieren. Das kommt bei den Investoren an und ließ die Nikola-Aktie gestern um ansehnliche 13,6 Prozent auf 2,42 USD ansteigen.
Es ist nicht die erste Partnerschaft, welche Nikola im laufenden Jahr auf die Beine stellen konnte. Speziell die Großbestellung von Fahrzeugen lässt die Anleger aber aufhorchen und darauf hoffen, dass es sich bei dem Unternehmen um mehr als nur eine Luftnummer handeln könnte. Von echter Euphorie kann jedoch leider noch keine Rede sein und mit Blick auf Verluste in Höhe von 76,4 Prozent seit Jahresbeginn bleiben die jüngsten Zugewinne erst einmal nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Plug Power steckt fest
Weitaus weniger auf die Sprünge geholfen hat die neue Partnerschaft Plug Power (US72919P2020), wo der Kurs zuletzt bei 14 USD wie festgefroren wirkte. Nachdem sich schon im Laufe des Handels nur wenig getan hatten, gab es auch im außerbörslichen Handel am Freitag wenig Bewegung zu sehen. Offenbar erwarten die Börsianer sich hier deutlich geringere Chancen als im Falle von Nikola.
Das dürfte zum einen daran liegen, dass der Fokus der Anleger bei Plug Power ein anderer ist, welcher sich eher auf langfristige Überlegungen stützt. Zudem hat Nikola an den Märkten aber auch längst nicht mehr den allerbesten Ruf und viele hätten sich wahrscheinlich einen anderen Konzern für eine derartige Kooperation gewünscht. Immerhin erlebte die Aktie aber auch keinen weiteren Kursrutsch, nachdem erst vor Kurzem neue Jahrestiefs markiert wurden. Darin lässt sich in einem schwierigen Marktumfeld immerhin ein kleiner Erfolg erkennen.
Nel ASA auf altbekanntem Niveau
Insgesamt haben Wasserstoffaktien einen schweren Stand, nachdem an den Märkten wieder einmal große Sorgen um die weitere Zins- und Konjunkturentwicklungen in den Vordergrund getreten sind. Solche standen gestern auch im Falle von Nel ASA (NO0010081235) nennenswerten Erholungen im Weg und so blieb es bei einem Kurs von 1,40 Euro, was weit entfernt ist von den wichtigsten charttechnischen Widerständen.
Auch hier können die Anteilseigner sich erst einmal nur darüber freuen, dass es nicht noch weiter abwärts ging, denn unterhalb von 1,40 Euro warten schon die nächsten potenziellen Verkaufssignale mitsamt einem sehr unschönen Abwärtspotenzial. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Bullen sich über das Wochenende wieder etwas fangen und mit alter Frische in die neue Woche starten werden. Vielleicht wird es für die große Jahresendrallye weiterhin nicht reichen. Wenigsten ein kleines Weihnachtsgeschenk könnte aber noch drin sein.
Geht da noch was?
Die Enttäuschung über das Festhalten von Fed und EZB an der bisherigen Zinspolitik ist groß und wahrscheinlich wird das Ganze noch eine Weile nachwirken und damit größeren Erholungsbewegungen in den nächsten Tagen noch im Weg stehen. Dadurch ergeben sich aber auch Chancen, da zahlreiche Titel gerade so günstig wie selten zuvor zu haben sind. Sollten Vermutungen sich bestätigen, wonach der Höhepunkt der Inflation überschritten ist, könnte sich hier gerade ein hervorragender Einstiegszeitpunkt ergeben. Dummerweise lässt sich dabei aber nur im Konjunktiv reden. Die größten Enttäuschungen dürften aber mittlerweile eingepreist sein und abgesehen von Totalausfällen wie jenem bei Steinhoff kann der Blick da bei dem einen oder anderen Papier durchaus wieder vorsichtig nach Norden wandern.
19.12.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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