
Nach einem tödlichen Unfall ruft Stellantis Hunderttausende Fahrzeuge zurück und ruft dazu auf, betroffene Modelle nicht mehr zu bewegen
Airbags von Takata sorgen bei Stellantis erneut für Wirbel
Vor wenigen Tagen begab sich eine 37-jährige Französin an das Steuer ihres Citroën C3 und erlebte im Fahrtverlauf einen Aufprall mit einer Leitplanke auf einer Schnellstraße. Der Airbag, welcher die Fahrerin eigentlich schützen sollte, explodierte daraufhin, was wohl zum Tode der Fahrerin führte. Einmal mehr war es ein Airbag des Zulieferers Takata. Ähnliche Modelle sorgte in der Vergangenheit bereits für mehr als zwei Dutzend Zwischenfälle.
Die in den Airbags enthaltenen Chemikalien neigen wohl dazu, sich mit der Zeit abzubauen, was bei der Auslösung für das Bersten einiger Gasgeneratoren sorgen kann. Bisher ging man davon aus, dass dies in Regionen mit dauerhaft hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit vorkommt. Im aktuellen Fall ereignete sich das Ganze allerdings in Nordfrankreich, was Hersteller Stellantis (NL00150001Q9) noch mehr als ohnehin in Erklärungsnot versetzt.
Der französische Verkehrsminister Philippe Tabarot nahm sich persönlich der Angelegenheit an und wirkte Medienberichten zufolge auf Stellantis ein. Das Ergebnis ist nun ein breit angelegter Rückruf, von dem europaweit etwa 440.000 Fahrzeuge betroffen sind. In Deutschland sind schätzungsweise 56.000 Autos von dem Rückruf betroffen. Überprüft werden sollen alle Modelle der Fahrzeuge Citroën C3 und DS3 der Baujahre 2009 bis 2019.
Stellantis kündigt „Stop Drive“ an
Der Rückruf verfügt über eine besondere Dringlichkeit. Hersteller Stellantis ruft nicht nur dazu auf, die Fahrzeuge in einer Werkstatt überprüfen zu lassen. Wohl auf Wunsch des französischen Verkehrsministeriums wurde auch ein sogenannter „Stop Drive“ verhängt. Das bedeutet, dass die Autos nicht länger bewegt werden sollen, ehe eine für die Betroffenen kostenlose Reparatur durchgeführt wurde.
Airbags von Takata kommen in zahlreichen Modellen von Stellantis zum Einsatz. Nicht zurückgerufen werden dennoch Fahrzeuge der Marken DS und Opel. Dort wurden bisher keinerlei Airbag-Fehler festgestellt, ließ ein Konzernsprecher gegenüber Medienvertretern mitteilen. Die in Citroën C3 und DS3 verwendeten Airbags sollen sich von jenen in anderen Fahrzeugmodellen unterscheiden. Weiter ins Detail ging Stellantis dazu allerdings nicht. Die französischen Behörden sind mit der Lage unzufrieden und werfen dem Hersteller vor, Herausforderungen und Risiken in der aktuellen Situation nicht gerecht zu werden.
Für Stellantis ist die Angelegenheit nicht nur ein teurer Spaß, sondern auch ein satter Imageverlust. Selbst wenn es gelingt, schnell für Besserung zu sorgen und die Risiken aus der Welt zu schaffen, so werden potenzielle Kunden wohl noch eine Weile lang skeptisch gegenüber Fahrzeugen von Citroën bleiben. Das gilt in der heutigen Zeit, in der sich Gerüchte und Falschinformationen via Social Media in Windeseile verbreiten, vielleicht noch mehr als in vergangenen Tagen.
Im Sinkflug
Schon vor dem aktuellen Vorfall befand die Stellantis-Aktie sich in keiner guten Verfassung. Die Krise in der Branche ist mit etwas Verzögerung auch bei der Opel-Mutter angekommen. Absatzzahlen können die Erwartungen der Anlegerinnen und Anleger nur noch selten erfüllen und die Margen schmelzen teils dahin. Das ließ den Aktienkurs allein seit Jahresbeginn um rund 34 Prozent bis auf 8,28 Euro am Freitagmorgen einbrechen.
Eine überzeugende Antwort auf die aktuellen Herausforderungen scheint Stellantis bislang nicht in der Hinterhand zu haben. Solange sich daran nichts ändert, werden die Bullen wohl weiterhin in der Defensive bleiben und eine Erholung deutet sich weder fundamental noch charttechnisch an. Für den Moment bleibt abzuwarten, welche Folgen der große Rückruf noch nach sich ziehen wird. Es gab aber vermutlich selten weniger Gründe, die Seitenlinie zu verlassen. Serviert werden den Börsianern bei der Stellantis-Aktie derzeit zahlreiche Risiken, denen nur einige eher vage Chancen entgegenstehen.
Stellantis N.V.-Aktie: Kaufen oder verkaufen?
Die neuesten Stellantis N.V.-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Stellantis N.V.-Aktionäre. Lohnt sich aktuell ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen?
Konkrete Empfehlungen zu Stellantis N.V. - hier weiterlesen...
20.06.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)