als .pdf Datei herunterladen

TUI: Weiter LANGFRISTIG KAUFEN – Fortschreitende operative Dynamik und Bilanzentschuldung absehbar

Operative Geschäftsbelebung zunächst weiter durch Finanzbelastungen überlagert

NTG24 - TUI: Weiter LANGFRISTIG KAUFEN – Fortschreitende operative Dynamik und Bilanzentschuldung absehbar

 

Die vorgestern am 08.02. erfolgte Ergebnisvorlage des weltgrößten Touristik-Konzerns TUI zum 1. Geschäftsquartal 2021/22 (per 31.12.) belegt trotz weiterhin unerwartet hoch ausgefallener Verluste eindrucksvoll, dass zumindest die operative Buchungslage schon seit der laufenden Wintersaison, aber auch für die kommende Sommersaison nun wieder immer mehr Anstalten macht, zumindest erneut die jeweiligen Vor-Pandemie-Niveaus bis Ende 2019 zu erreichen. Auch die auf der anschließenden Hauptversammlung nahezu einvernehmlich abgesegnete neue Mittelbeschaffung über eine weitere Kapitalerhöhung von 1,7 Mrd. EUR, wie auch die Option des Bundes, seine stille Wirtschaftsstabilisierungsfonds-Einlage von 1,1 Mrd. EUR künftig ebenfalls in Aktien umzuwandeln, dürfte die dringend notwendigen Bilanzentschuldungs- und Investitionsflexibilisierungs-Spielräume für TUI künftig weiter erhöhen.

Obwohl die Ergebnispublikation von TUI (DE000TUAG000) zum 1. Quartal 2021/22 gerade gewinnseitig trotz massiver Verlustreduzierungen in allen operativen Teilbereichen insgesamt gemessen am zuvor noch optimistischeren Analystenkonsens als eine Enttäuschung zu bewerten war, stufen wir es zukunftsgerichtet jedoch als wesentlich relevanter ein, dass nicht nur die allgemeine Buchungslage bei TUI mittlerweile immer dynamischer anzieht und nach den Ausführungen von CEO Fritz Joussen in einzelnen Teilsegmenten nun sogar auch schon wieder an das Vor-Corona-Niveau heranreicht oder dieses gar überschritten hat.

Anzeige:

Werbebanner ClaudemusSondern außerdem eröffnen die auf der Hauptversammlung erfolgte Aktionärsgenehmigung einer weiteren Kapitalerhöhung über 1,7 Mrd. EUR, das zusätzliche Aktienwandlungsrecht des Bundes seiner stillen Wirtschaftsstabilisierungsfonds-Einlage über 1,1 Mrd. EUR und aber auch ebenso das im Januar initiierte hoch kreative und strategisch sehr begrüßenswerte Vorhaben, nun sogar auch Privatinvestoren-Beteiligungsfonds zur Ergänzungsfinanzierung ihrer künftigen, voraussichtlich sehr renditeträchtigen Investions- und Expansionsvorhaben aufzulegen (siehe unsere diesbezügliche letzte Analyse vom 01.07. hier dem Konzern auch noch weitere unverzichtbare Flexibilisierungsspielräume für seine künftige Ausgaben- und Bilanzentschuldungspolitik, die letztlich zusammen genommen mit der rapiden operativen Geschäftserholung im gestrigen Tradegate-Handel mit eintägiger Verzögerung aus unserer Sicht dann auch vollauf zu Recht mit einem erneuten Aktienkurssprung um + 7,8 % auf 3,29 EUR bedacht wurden. Heute ist der Tradegate-Kurs sogar bislang noch weiter um + 1,9 % auf 3,35 EUR gestiegen.

 

Längerfristige Entspannung der Bilanzverschuldung durch Stärkung der Eigenkapitaldecke und hohe Cashflow-Generierung

 

Denn selbst auch wenn die vorgestern ebenfalls für den April um -700 Mio. EUR angekündigte, gänzlich zahlungsunwirksame (!) Rückführung der seinerzeit von der KfW eingeräumten Kreditlinie über 3 Mrd. EUR, die derzeit nach der laut TUI „nur sehr moderaten“ Beanspruchung gemäß Angaben der WirtschaftsWoche derzeit noch mit unausgenutzten 2,85 Mrd. EUR in den Büchern steht, an der weiterhin bedenklich hohen Verschuldungssituation des Konzerns zunächst natürlich nicht das Geringste ändert (derzeitige Bruttoverschuldung rd. 8,4 Mrd. EUR, abzüglich des von TUI mit 3,3 Mrd. EUR angegebenen Liquiditätspolsters also eine Nettoverschuldung von rd. 5,1 Mrd. EUR, die damit fast der gesamten aktuellen Aktienmarktkapitalisierung des Konzerns entspricht), so liegt selbst die jetzt durch TUI anvisierte Rückführung der in diesem Ausmaß offensichtlich operativ künftig nicht mehr benötigten Kreditzusage doch völlig deckungsgleich auf einer Linie der von CEO Joussen anlässlich der Ergebnisvorlage sehr glaubhaft vertretenen Überzeugung, dass TUI schon beginnend mit der aktuellen Wintersaison und dem absehbar nochmals deutlich stärkeren Sommerbuchungsaufkommen von nun an sowie auch in den kommenden Jahren einer doch sehr kontinuierlichen und zunehmend dynamischen Geschäftserholung entgegensehen dürfte.

Nicht nur aufgrund des in der gesamten Reisebranche üblicherweise stets gegebenen Generierungsprofils eines hohen, liquiditätserhöhenden Cashflows durch das Kerngeschäft von Reisebuchungen, sondern auch zusätzlich unterstützt durch oben genannte fakultative und von uns strategisch sehr begrüßte weitere Eigen- bzw. Beteiligungskapital-Beschaffungsmaßnahmen sind wir daher zuversichtlicher als derzeit offenbar weiterhin viele andere Analysten, dass TUI künftig nicht nur generell die Rückführung der gesamten KfW-Kreditlinie, sondern - viel wichtiger - eine umfassende effektive Entschuldung der derzeit noch netto mit - 5,1 Mrd. belasteten Bilanz in den nächsten Jahren wieder recht zügig gelingen sollte. Auch diese aus unserer Sicht, getragen von einem operativ zunehmend verbesserten Kerngeschäft, von nun an wieder deutlich verbesserten Bilanzperspektiven machen wir daher für doch unverkennbar zunehmende Stabilisierung der TUI-Aktie in wesentlichen Teilen mit verantwortlich.

 

Operativer Turnaround schreitet voran, jedoch weiter enttäuschend hohe Verluste in Q1 2021/22

 

Kommen wir nun aber zu den Geschäftszahlen des 1. Quartals 2021/22 (per 31.12.) und den damit gleichzeitig aktuell einhergehenden Buchungsentwicklungen bei TUI.

Der im saisonal üblicherweise schwächsten und traditionell immer Verluste schreibenden 1. Quartal 2021/22 gegenüber dem Vorjahr etwas mehr als verfünffachte Umsatz von 2,37 Mrd. EUR übertraf die Analystenkonsensschätzung von nur ca. 2,1 Mrd. EUR klar. Dagegen verfehlte die Reduzierung des operativen EBIT-Verlusts um - 60 % auf - 274 Mio. EUR die Analystenkonsensprognose eines EBIT-Verlusts von „nur“ -210 Mio. EUR ebenso klar, wie auch der gegenüber dem Vorjahr auf - 387 Mio. EUR mehr als halbierte Konzernnettoverlust. Gleichzeitig vervierfachte sich die Gästezahl bei Flug- und Hotelreisen sowie Kreuzfahrten im 1. Quartal 2021/22 gegenüber dem Vorjahr auf 2,3 Millionen.

Der Löwenanteil des EBIT-Konzernverlusts entfiel dabei mit - 259 Mio. EUR (= Verlustsenkung um – 39 %) unverändert auf den Kernbereich der Pauschalreisen (Division „Märkte & Airlines“), die allerdings in allen Bereichen (am stärksten in der Region „Zentral“, d.h. über ihre Buchungszentren in Mittel- und Osteuropa, weniger dagegen über ihre Reisebüros in Nord- und Westeuropa) deutliche Verlustreduzierungen erzielten.

Dagegen verbuchte die Division „Urlaubserlebnisse“, die sämtliche Individualreisen außerhalb des Pauschaltourismus beinhaltet, im 1. Quartal 2021/22 wenigstens wieder einen kleinen positiven EBIT-Gewinn von 16,7 Mio. EUR (Vorjahr: - 227 Mio. EUR), für den allerdings allein das Segment der Direktbuchungen von Hotels und Resorts verantwortlich war (sehr erfreulicher EBIT-Gewinn von + 61 Mio. EUR nach noch - 96 Mio. EUR im Vorjahr). Die weiteren Bereiche dieser Division, zum einen Kreuzfahrten (EBIT-Verlust-Reduzierung zum Vorjahr: - 68 %), zum anderen der organisierten Touren (EBIT-Verlust-Reduzierung zum Vorjahr: - 61 %) verzeichneten infolge der grundsätzlich eher gegebenen größeren Entfernungen und Corona-Infektionsrisiken von vielen ihrer Reiseziele anhaltende EBIT-Verluste.

Bedingt durch die weltweit weiter gelockerten Corona-Reisebeschränkungen und Zugänge zu touristischen Attraktionen verzeichnete nach Angaben von TUI jedoch das Buchungsaufkommen für die laufende Wintersaison, noch stärker aber für die kommende Sommersaison grundsätzlich einen zunehmend dynamischen Auftrieb und reichte nach Aussagen von CEO Joussen per Ende Januar 2022 in Teilbereichen nun schon fast wieder an das Vor-Corona-Niveau der Buchungsleistungen Ende 2019/Anfang 2020 heran oder übertraf diese sogar.

Zwar betrug im 1. Quartal 2021/22 z.B. die Flugauslastung auch weiterhin nur 79 % (Vorjahr: 70 %) und die gegenüber den 2,3 Mio. Gästebuchungen im letzten Quartal nun per Ende Januar auf 3,5 Mio. angestiegenen Kundenbuchungen für die bevorstehende Sommersaison liegen damit auch weiterhin um 28 % hinter dem Sommerurlaubs-Buchungsaufkommen 2019 zum entsprechenden Zeitpunkt zurück. Allein in Großbritannien hat die Buchungslage von Sommerreisen dabei schon wieder das 2019er Niveau überschritten, die Buchungen aus Deutschland sind laut TUI derzeit ebenfalls auf gutem Weg, wieder an die Vor-Corona-Zeit anzuschließen und lediglich aus Skandinavien ist (abgesehen von Dänemark) weiterhin eine enttäuschend schwache Buchungsaktivität zu vermelden.

Allerdings, so Joussen weiter, habe der immense Corona-bedingte Reisenachholbedarf unter den Gästen nun auch in Kompensation der insgesamt weiterhin hinter 2019 zurückbleibenden Buchungsaktivitäten dazu geführt, dass deren Geldausgabebereitschaft im Falle gebuchter Reisen nun deutlich gestiegen sei, so in der laufenden Wintersaison derzeit gegenüber dem Vorjahr um nicht weniger als + 15 % und in den bisherigen Sommerurlaubsbuchungen sogar um + 22 %.

Diese Preis- und Buchungsbudgetsteigerungen seien sowohl durch ein erhöhtes Ausweichen der Gäste auf teurere Hotels, die Inanspruchnahme von Leistungs-Upgrades sowie die hohe Durchsetzbarkeit der von TUI generell vorgenommenen Preiserhöhungen vor allem in gefragtesten Tourismusländern wie Spanien, Griechenland und der Türkei erzielt worden.

 

Sommer-Buchungsvolumen dürfte 2019er Vor-Corona-Niveau wieder erreichen

 

TUI ist daher sehr zuversichtlich, dass sowohl aufgrund des derzeit generell deutlichen Trends zu großzügigeren Reisebudgetkalkulationen der „urlaubshungrigen“ Gäste wie auch aufgrund der Corona-bedingt zu erwartenden und auch von weiteren Lockup-Maßnahmen geprägten stärkeren Kurzfristigkeit von Reisebuchungsentscheidungen letztlich das gesamte Sommerreise-Buchungsvolumen bei TUI in den kommenden Monaten entweder das 2019er Niveau zumindest erreichen oder sogar übersteigen werde. Wir halten diesen Optimismus von TUI ebenfalls für sehr plausibel und angebracht.

Anzeige:

Banner TradingView

 

Ferner verspricht sich TUI eine künftig weitere deutliche Gewinnstützung dadurch, dass nun das seit Sommer 2020 initiierte rigide Kosteneinsparprogramm, in dessen Zuge mit gleichzeitiger Verringerung des Streckennetzes, der Flugfrequenzen und der Flugzeugflotte bisher nicht weniger als 7000 der angepeilten 8000 Stellenstreichungen (vor allem im Bereich von Piloten, Kabinenpersonal und Reisebüroteams) umgesetzt worden sind, nun nach eigenen Angaben zu 90 % abgeschlossen ist und ab 2023 hieraus Kosteneinsparungen gegenüber dem ursprünglichen Stand von ca. 400 Mio. EUR jährlich zu erwarten sind.

Wir sehen somit, dies als Fazit, momentan einen starken Beleg dafür, dass die Geschäftsnormalisierung von TUI hin zumindest zu den jeweiligen 2019er Buchungsniveaus derzeit insgesamt sehr dynamisch fortschreitet, wobei sich auch die operative Margenlage in den kommenden Monaten nach unseren Erwartungen sowohl aufgrund der generell erhöhten Bereitschaft der Gäste zu großzügigeren Reiseausgaben wie auch die zunehmende Entfaltung des seit 2020 eingeleiteten Kostensenkungsprogramms nun immer besser gestalten sollte.

 

Gewinnoptimismus für 2021/22 wohl zu hoch, darüber hinaus aber angemessen – Aktie langfristig kaufenswert

 

Dass bei einem voraussichtlich auf rd. 15 Mrd. EUR fast vervierfachten Umsatz zumindest das operative EBIT-Ergebnis von TUI im laufenden Geschäftsjahr 2021/22 (per 30.09.) nun wieder die Gewinnzone erreichen dürfte (aktueller Analystenkonsens: rd. 560 Mio. EUR) erscheint uns daher auf Basis der vorangegangenen Ausführungen als nahezu sicher, auch wenn sich die absolute Höhe der derzeitigen EBIT-Prognose aus unserer Sicht nach dem im 1. Quartal verzeichneten Verlust von - 274 Mio. EUR letztlich noch als zu hoch erweisen könnte.

Anzeige:

Werbebanner ISIN-WatchlistHinter die mögliche Wiedererreichung auch der Nettogewinnzone im Gesamtjahr 2021/22 setzen wir jedoch entgegen dem optimistischeren Analystenkonsens (rd. 283 Mio. EUR) vorerst auch weiterhin ein Fragezeichen, da wir nach dem im 1. Quartal verbuchten Nettoverlust von - 384 Mio. EUR auch im 2. Quartal infolge weiter gestiegener Finanzbelastungen trotz einer klaren Verbesserung der operativen Geschäftslage unter dem Strich erneut den Ausweis eines Nettoverlusts erwarten.

Die langfristigen Analystenerwartungen, dass TUI bis 2023/24 bei einem weiteren über 20%igen Umsatzanstieg gegenüber dem 30.09.2022 bereits wieder zumindest einen positiven EBIT-Gewinn von über 1 Mrd. EUR erreichen dürfte, gepaart mit einem Nettogewinn von schätzungsweise fast 600 Mio. EUR, teilen wir jedoch voll und ganz, womit die TUI-Aktie aktuell nur mit einem KGV (2023/24e) von rd. 10 bewertet wäre.

Basierend auf diesem KGV-Bewertungsniveau halten wir die zunächst jedoch auch weiter bestehenden Gewinn- wie auch Bilanzverschuldungsrisiken momentan für angemessen eskomptiert, weshalb wir anknüpfend an unsere in der Vergangenheit sehr zutreffenden Aktieneinschätzungen (z.B. am 17.07.2021 korrekte Verkaufsempfehlung bei 3,64 EUR mit einem im Nachhinein sehr richtig eingeschätzten Rückschlagspotenzial bis auf rd. 2,20 EUR, siehe hier; am 06.01. erstmalige Kauf-Wiederempfehlung für langfristig orientierte, sehr risikofreudige Anleger bei einem Kursniveau von 3,08 EUR, siehe hier) die TUI-Aktie mit dem jetzt erfolgten erstmaligen Ausbruch aus ihrem schon seit Mai 2018 bestehenden Primär-Abwärtstrend für sehr risikobereite Anleger auch weiterhin unverändert als LANGFRISTIG KAUFENSWERT einstufen.

Für stärker kurzfristig / tradingorientiert eingestellte Anleger eröffnet der jetzt erfolgte Abwärtstrendbruch nun ebenfalls eine mögliche Einstiegschance, wobei wir jedoch spätestens bei Erreichen des nächsten elementaren Chartwiderstands von ca. 4,20 EUR zunächst erneut zu einer Liquidierung dieser Aktienposition raten würden.

 

Chart: TUI

 

TUI auf TradingView

 

10.02.2022 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

Auf Twitter teilen     Auf Facebook teilen


Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.









Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur


Bitte geben Sie die Anzahl der unten gezeigten Eurozeichen in das Feld ein.
>

 



Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)