
In einem spektakulären Urteil wird Tesla in die Pflicht genommen und soll nun aufgrund eines Unfalls in Zusammenhang mit dem Autopilot 240 Millionen Dollar Schadenersatz zahlen
Tesla will gegen das Urteil in Berufung gehen
Im Jahr 2019 stand die gerade einmal 22 Jahre alte Naibel Benavides an einer Kreuzung an einem Wagen und beobachtete zusammen mit ihrem Freund den Sternenhimmel in Key Largo in Florida. Zur selben Zeit raste ein Tesla im Autopilot-Modus heran, in dem der Fahrer gerade nach seinem fallengelassenen Smartphone fischte und dadurch abgelenkt war. Er konnte deshalb nicht reagieren, als das Fahrzeug ungebremst in das Auto krachte, an dem Benavides und ihr Freund gerade standen.
Benavides wurde 23 Meter entfernt vom Unfallort tot aufgefunden. Ihr Freund überlebte nur schwer verletzt mit etlichen Knochenbrüchen. Vor Gericht wurde nun verhandelt, wer für das Ganze eigentlich verantwortlich zu machen ist. Eine Jury in Miami befand am Freitag nun, dass Tesla (US88160R1014) wenigstens eine Mitschuld zu tragen habe und Schadenersatz an die Familie der Verstorbenen sowie ihren überlebenden Freund zu zahlen habe.
Festgelegt wurde eine Strafe, die sich aus drei einzelnen Teilen zusammensetzt. 200 Millionen US-Dollar soll Tesla aufgrund besonders grober Fahrlässigkeit zahlen. Die Familie der Verstorbenen soll Schadenersatz in Höhe von 59 Millionen Dollar erhalten und ihrem hinterbliebenen Freund werden 70 Millionen Dollar zugesprochen. Von letzteren beiden Beträgen soll Tesla jeweils 33 Prozent zahlen.
Tesla wehrt sich weiterhin
Allerdings ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Auf dem Kurznachrichtendienst „X“ ließ Tesla-Chef Elon Musk wissen, dass man gegen das Urteil in Berufung gehen werde. Der Hersteller sieht nach wie vor die Schuld beim Fahrer, der durch das Fischen nach seinem Smartphone abgelenkt war und deshalb nicht reagieren konnte. Dies gestand der Fahrer im Prozess auch recht offen ein. Es hat der Jury aber offenbar nicht ausgereicht.
Gleichwohl sagte der Fahrer aber auch, dass er der Technologie vertraut habe. Menschlich ist das durchaus nachvollziehbar, preist Tesla das Ganze doch als „Autopilot“ an, was ein vollständig autonomes Fahren mindestens suggeriert. Nicht ohne Grund verwendet die Konkurrenz ganz andere Bezeichnungen wie assistiertes Fahren. Davon ab war es Elon Musk, der schon vor knapp zehn Jahren davon sprach, dass vollständig autonomes Fahren nur einen Steinwurf entfernt sei. Erreicht werden konnte dieses Ziel bis heute nicht.
Nicht mit Ruhm bekleckert hat sich Tesla zudem, wenn es um die Zusammenarbeit mit den Gerichten geht. Die Anwälte der Kläger konnten zusammen mit einem Forensiker erfolgreich nachweisen, dass das Unternehmen Aufnahmen zurückhielt, welche nur kurz vor dem Unfall erstellt wurden. Tesla behauptete zunächst, dass es solche Aufnahmen nicht geben würde. Als man der Lüge überführt war, behauptete man schlicht, dass ein Fehler passiert sei und man tatsächlich geglaubt habe, die Daten würden nicht existieren. Das lässt sich zwar nicht abschließend klären, doch ein Glaubwürdigkeitsproblem entsteht daraus schon.
Mieses Timing
Für Tesla kommt ein solches Urteil zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Aktuell experimentiert das Unternehmen in Austin und San Francisco in einem sehr begrenzten Rahmen mit selbstfahrenden Robotaxis, welche laut Elon Musk für eine gigantische Revolution sorgen sollen. Es ist unter anderem dieses Versprechen, welches die Tesla-Aktie noch auf einem einigermaßen hohen Niveau hält. Sollte der Hersteller allerdings in Zukunft für ein Drittel von Schadenersatzforderungen aufkommen müssen, wäre das Geschäft mit einem kaum zu rechtfertigen Risiko konfrontiert.
Entgegen den eigenen Bekundungen ist es Tesla noch immer nicht gelungen, ein wirklich selbstfahrendes Auto auf den Markt zu bringen. Die Konkurrenz ist teils schon deutlich weiter, auch weil Tesla bewusst auf teure zusätzliche Sensoren verzichtet und sich einzig auf Kameras verlässt. Aus Anlegersicht fällt es zunehmend schwerer, den bunten Visionen von Elon Musk noch Glauben zu schenken, insbesondere in Zeiten von fallenden Absatzzahlen. Dafür schlägt die Tesla-Aktie sich aber noch einigermaßen wacker. Am Freitag ging es mit 302,63 Dollar aus dem Handel und die Marktkapitalisierung kratzte noch an der Marke von einer Billion Dollar.
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04.08.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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