
Tesla-Deutschlandchef André Thierig macht keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber der IG Metall, was noch Konsequenzen haben könnte
Die Reibereien zwischen Tesla und Gewerkschaft in Grünheide scheint weiter zu eskalieren
Gewerkschaften waren bei Tesla noch nie besonders beliebt. Konzernchef Elon Musk ist als klarer Gegner von Gewerkschaften bekannt und diverse Berichte deuten darauf hin, dass er die Gründung solcher in den USA immer wieder aktiv torpediert haben könnte. Beim deutschen Werk in Grünheide konnte das Unternehmen den Einfluss der Gewerkschaft IG Metall allerdings nicht unterbinden.
Bei der Betriebsratswahl von Tesla (US88160R1014) in Grünheide im vergangenen Jahr konnte die IG Metall 16 Sitze erringen und hat seither entsprechenden Einfluss gewonnen. Werksleiter André Thierig scheint nun verhindern zu wollen, dass die Gewerkschaft in Zukunft noch mehr an Einfluss gewinnt. Dem „Handelsblatt“ liegen Tonaufnahmen vor, in denen Thierig bei einer Betriebsversammlung deutlich vor der Wahl von IG Metall gewarnt haben soll.
Insbesondere auf IG-Metall-Chefin Christiane Benner ist Thierig nicht gut zu sprechen. Den Berichten zufolge präsentiere der Deutschlandchef von Tesla diverse kontextfreie Zitate von Benner, die er dann frei nach eigenem Gusto auslegte. Inkompetenz war er seiner selbsternannten Gegenspielerin etwa vor, weil diese in einem Interview mit der Welt gesagt habe, dass ein rein batteriebetriebenes Fahren in Europa noch nicht möglich sei.
Tesla: Das könnte Ärger geben
Thierig ordnete dies so ein, als habe Benner E-Autos grundsätzlich die Funktionsfähigkeit abgesprochen. Dass sie sich im fraglichen Interview auf die gesamte Branche und die Ladeinfrastruktur bezog, wurde offenbar nicht weiter erwähnt. Auch bei weiteren Zitaten soll der Werksleiter wohl manches Detail weggelassen haben, um sein eigenes Narrativ zu pushen. Zugleich sprach er gar eine Warnung davor aus, ein Kreuz bei der IG Metall zu machen. Die Gewerkschaft gehöre nicht zum Unternehmen, da sie sich immer nur dagegen positioniere und schlechte Stimmung mache. Zudem wurde die These in den Raum gestellt, dass Gewerkschaften für die Krise der Autoindustrie mitverantwortlich seien.
Um dies zu belegen, verwies Thierig darauf, dass derzeit zahlreiche Hersteller Stellen abbauen und die Produktion herunterfahren würden, während in Grünheide munter mehr produziert werde. Viele der Beteiligten zeigten sich aber schon etwas verwundert ob des überschwänglichen Optimismus, befinden sich die Absatzzahlen von Tesla doch schon seit Monaten im freien Fall.
Die Wutrede von André Thierig könnte nach Einschätzung von Experten noch Folgen haben. Denn im Betriebsverfassungsgesetzt ist deutlich geregelt, dass die Beeinflussung der Wahl eines Betriebsrats untersagt ist. Der Arbeitgeber darf zwar auf Fakten hinweisen, doch eigenen Interpretationen und Wahlempfehlungen bzw. Warnungen gehen darüber deutlich hinaus. Möglicherweise könnte die Angelegenheit also noch ein juristisches Nachspiel haben.
Tesla macht sich unbeliebt
Thierig fährt letztlich einen Kurs, der bei Konzernchef Elon Musk sehr wohlwollend aufgenommen werden dürfte und den Musk in den USA zuweilen sehr ähnlich verfolgt. Allerdings gibt es frappierende Unterschiede zwischen den USA und Deutschland. Hierzulande werden Arbeitnehmerrechte nicht nur höher gehalten, sie genießen auch in der Bevölkerung ein größeres Ansehen. Nicht undenkbar ist es daher, dass Tesla sich mit den jüngsten Schlagzeilen weiter unbeliebt macht, was den ohnehin schon abgestürzten Absatzzahlen wahrscheinlich wenig helfen dürfte.
Die Anleger ließen sich davon am Montag nicht weiter stören und die Tesla-Aktie verfolgte munter ihren Aufwärtstrend. Ironischerweise hing das auch ein Stück weit mit Grünheide zusammen. Denn nachdem das Unternehmen bei „X“ einen Teaser verbreitete, machten Gerüchte über ein abgespecktes Model Y die Runde, welches heute angekündigt und künftig in Deutschland hergestellt werden könnte. Schon seit Längerem warten die Anleger auf ein günstiges Einstiegsmodell von Tesla, doch Neuigkeiten dazu waren bis zuletzt sehr spärlich gesät. Ob heute tatsächlich etwas Neues zu sehen sein wird, das war zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels noch nicht bekannt.
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07.10.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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