Gazprom im Sinkflug durch Einmarsch Russlands
Prall gefüllte Staatskassen sollen Verluste der Börse kaschieren
Durch den Einmarsch in die Ukraine ziehen sich ausländische Investoren aus Russland zurück. Russlands Börse stürzt völlig ab.
Während die russischen Staatskassen prall gefüllt sind, wird an der russischen Börse viel Geld verbrannt. Zwar ließ der Einmarsche des russischen Militärs die Kurse an den Börsen weltweit einbrechen, doch so schlimm wie die Moskauer Börse traf es dabei keinen Handelsplatz. Zeitweise verlor der gesamte Leitindex binnen eines Tages nahezu 50 %. Am Nachmittag konnte sich der Moskauer RTS wieder etwas stabilisieren und schloss nach einer Volaunterbrechung mit einem Tagesverlust von 33 %.
Während die Börsen weiter volatil bleiben und unter starken Verkaufsdruck stehen, steigt der Ölpreis weiter. Auch durch Sanktionen von Russland gegenüber den Rest der Welt stieg der Ölpreis erstmals seit dem Jahr 2014 wieder über die Marke von 100 US-Dollar pro Barrel. Profitieren konnten davon vor allem Werte wie Royal Dutch Shell (GB00BP6MXD84) und BP (GB0007980591). Das russische Energieunternehmen Gazprom verlor hingegen erneut 28 % und verlor damit binnen 2 Tagen fast 2/3 des Börsenwertes.
Die russische Zentralbank kündigte am Mittag an, mit sogenannten Stützungskäufen in den Markt einzugreifen, um die Kurse zu stabilisieren. Zudem wurden den größten Banken des Landes Liquiditätshilfen in Höhe von circa 11 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.
Russlands Staatskassen sind dabei so prall gefüllt wie lange nicht mehr. Im Jahr 2015 betrugen die russischen Reserven inklusive aller Devisen lediglich 270 Milliarden US-Dollar, diese wurden daraufhin rapide ausgebaut und sollen laut Experten derzeit bei circa 630 Milliarden US-Dollar liegen. Dies macht das Land weniger anfälliger für etwaige wirtschaftliche Sanktionen. Geht man von den Exportumsätzen von 2020 aus, dann könnte Russland nun sogar zwei Jahre ohne Außenhandel ökonomisch überstehen.
Anleger flüchten aufgrund des politischen Risikos weiter in Bundesanleihen und in Gold, die allgemein als sichere Häfen gelten. So legte der Goldpreis im heutigen Handel weitere 0,67 % zu und notiert nun bei 1922,15 US-Dollar pro Feinunze.
Gazprom im Sinkflug
Gazprom (US3682872078) gilt bei ausländischen Investoren als bekanntestes und populärstes Unternehmen Russlands. Dafür sorgt vor allem die solide Dividendenrendite von über 10 % pro Jahr. Zum Vergleich, Mercedes-Benz (DE0007100000), der Top-Dividendenzahler im DAX kommt lediglich auf eine Dividendenrendite von 6,2 %.
Besonders hart hat den Aktienkurs von Gazprom das jähe Ende des Megaprojekts Nord Stream 2 getroffen. Deutschland könnte als Folge der Entwicklung nun unabhängiger von russischer Energie werden, allerdings besitzt Gazprom über 25 % des weltweiten Erdgasvorkommens und ist damit systemrelevant. Gazprom könnte aus operativer Sicht davon profitieren, dass russisches Gas weiter im Preis steigen dürfte. Doch die Reputation des Konzerns leidet weiter.
Aufgrund der engen Verknüpfung zu zahlreichen Politikern des Landes, allen voran Präsident Putin, leidet der Ruf des Konzerns international und Anleger verlieren das Vertrauen in die Unabhängigkeit des Managements. Trotz der nun günstigen Einstiegskurse von 4,2 € pro Aktie sollten Anleger weiter an der Seitenlinie blieben und die jüngsten Entwicklungen im Konflikt beobachten.
Gazprom auf TradingView
24.02.2022 - Felix Eisenhauer
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)