Aufgrund von Korruptionsverdacht kam es bei Vonovia zu einer Razzia, was dem Aktienkurs gar nicht guttut

Was ist davon zu halten?

 

Rund um Vonovia spielten sich am Dienstag überraschend dramatische Szenen ab. Medienberichten zufolge kam es bei Deutschlands größtem Vermieter zu einer großangelegten Razzia im Auftrag der Staatsanwaltschaft Bochum. Im Raum stehen Korruptionsvorwürfe. Bisher wurden laut dem „WDR“ bereits vier Verdächtige festgenommen.

Den Anschuldigungen zufolge soll bei Vonovia (DE000A1ML7J1) in der Vergangenheit bei der Auftragsvergabe an Bau- und Handwerksfirmen wohl nicht immer alles ganz koscher gelaufen sein. Die laufenden Ermittlungen beschäftigen sich damit, dass Mitarbeiter des Wohnungskonzerns sich in mehreren Fällen bestechen haben lassen könnten. Im Fokus stehen dabei Aufträge für Dienstleister zur Instandhaltung von Gebäuden. Hier soll es wohl Fälle gegeben haben, in welchen bestimmte Unternehmen bevorzugt behandelt wurden und dafür Bestechungsgeld oder Sachleistungen geflossen sein. In welchem Umfang das alles stattgefunden haben könnte, darüber gibt es noch keine verlässlichen Informationen.

Die Staatsanwaltschaft in Bochum bestätigte gegenüber Vertretern der Presse bereits die Razzia, welche in den frühen Morgenstunden am Dienstag stattgefunden hat. Über 40 Gebäude wurden dabei durchsucht und vier Personen wurden festgenommen. Beteiligt an der Großaktion waren sowohl Ermittler des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen als auch Steuerfahnder aus unterschiedlichen Städten. Im Fokus der Ermittler stehen dabei wohl auch ehemalige Angestellte von Vonovia.

Aufgrund des laufenden Verfahrens äußern sich weder Staatsanwaltschaft noch Vonovia im Detail zu den Vorgängen. Für den Moment steht erst einmal nur ein Verdacht im Raum und es wird sich zeigen müssen, ob dieser sich noch erhärten wird. Freilich warten darauf aber viele Anleger gar nicht erst und die Vonovia-Aktie musste nach den Meldungen deutliche Verluste hinnehmen.

 

Auch das noch

 

Um gleich 5,6 Prozent stürzte die Vonovia-Aktie gestern in die Tiefe und schlug bei übersichtlichen 22,46 Euro auf. Die Zugewinne aus der vergangenen Woche haben sich damit endgültig in Luft aufgelöst und es scheint munter weiter im Abwärtstrend zu gehen. Die Razzia kam für die Aktie zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, denn zuletzt sorgten auch andere Themen für zunehmenden Verkaufsdruck.

 

Dazu zählen Zinssorgen, die gestern nach neuerlichen Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell wieder einmal angefacht wurden. Darüber hinaus treiben sowohl dem Management als auch den Aktionären steigende Kosten Sorgenfalten auf die Stirn. Unlängst beschloss Vonovia bereits, Neubauprojekte zu stoppen, solange die Voraussetzungen dafür nicht stimmen. Nach einem Wachstumskurs klingt das nicht unbedingt und die allgemeine Schwäche im Immobilienmarkt führt auch nicht gerade zu einem gesteigerten Selbstbewusstsein auf Käuferseite. Kurzum hat Vonovia es momentan mit einer Menge Gegenwind zu tun.

 

Der Vonovia-Aktie gehen die Argumente aus

 

Da helfen auch eher vage Hoffnungen nicht weiter, dass in Berlin mit einer Koalition aus SPD und CDU politisch wieder bessere Verhältnisse für den Konzern herrschen könnten. Vonovia befindet sich auf dem besten Wege in eine handfeste Krise und das Unternehmen kann momentan einen Korruptionsskandal so gut gebrauchen wie ein Krebsgeschwür. Dass die Anleger sich da schon mal in Deckung begeben, ist nur nachvollziehbar. Es fehlt momentan auch an nachvollziehbaren Argumenten, die für eine schnelle Erholung sprechen würden.

Bleibt die Frage, wie tief es mit der Vonovia-Aktie nun im schlimmsten Fall noch gehen könnte. Eine verlässliche Antwort darauf gibt es leider nicht, doch genügend Abwärtspotenzial ist leider noch vorhanden. Im vergangenen Jahr rutschte der Titel bereits das eine oder andere Mal unter die 20-Euro-Marke und das 52-Wochen-Tief ist aktuell bei 18,58 Euro zu verorten. Es ist nicht in Stein gemeißelt, dass die Vonovia-Aktie solche Kursregionen wieder erreichen wird. Ausschließen lässt sich das aufgrund der vielen belastenden Faktoren aber ebenfalls nicht. Es gibt also gute Gründe, um hier weiterhin auf Abstand zu bleiben und die weitere Entwicklung aus sicherer Entfernung zu beobachten.

 

08.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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