Adler, Steinhoff – Shortseller-Attacken schnüren weiter die Ängste
Einstieg von Vonovia treibt Aktienkurs der Adler Group
Vonovia scheint bei Konkurrent Adler Group einsteigen zu wollen. Aktie der Adler Group erholt sich nach Shortseller-Attacke deutlich.
Der deutsche Immobilien-Konzern Vonovia (DE000A1ML7J1) scheint das eigene Immobilienportfolio erweitern zu wollen und plant offenbar den Einstieg bei dem in Schieflage geratenen Konzern der Adler Group (LU1250154413). Vonovia habe das Recht, 13,33 % der Anteile zu übernehmen und wird dieses laut Konzernangaben auch wahrnehmen. Der Kaufpreis pro Anteil soll dabei deutlich über dem Schlusskurs vom Donnerstag bei 11,55 € liegen. Diese Tatsache erklärt auch das GAP von 10,82 % mit dem die Aktien der Adler Group in den Handel an der Deutschen Börse einstiegen.
Shortseller-Attacke wirft weiter Fragen auf
Die britische Analysefirma Viceroy Research sprach vergangene Woche den Vorwurf des milliardenschweren Bilanzbetrugs aus. Ziel der Adler Group sei es hierbei, mehr Geld durch die Ausgabe von Unternehmensanleihen einzunehmen, um die mehr als 10.000 Wohnungen in Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf zu finanzieren.
In den vergangenen Jahren hat die Adler Group kontinuierlich mehr Anleihen ausgegeben, um den Bestand zu erweitern. Der Vorteil des Unternehmens ist dabei vor allem in der Niedrig-Zins-Phase gegeben, da auch die Zinsen für die Anleihen zurzeit niedrig ausfallen. Im Insolvenzfall des Unternehmens würden die Zinszahlungen ausfallen und bei einer Zahlungsunfähigkeit droht der Totalausfall der Anleihen. Um das Risiko für Investoren zu reduzieren und das Vertrauen zu erhöhen, hat die Adler Group eine Vertragsklausel eingeführt, die besagt, dass die Verschuldung des Unternehmens nie mehr als 60 % des Buchwerts der Immobilien betragen darf.
Im letzten Quartalsbericht gab Adler einen Buchwert von 12,6 Milliarden Euro und Schulden in Höhe von 6,9 Milliarden Euro an. Dies resultiert in einer Schuldenquote von 54,7 %. An diese Stelle greifen die Vorwürfe von Viceroy Research an. Konkret geht Viceroy davon aus, dass Adler den Wert der Immobilien künstlich höher kalkuliert als der reale Wert der Immobilien wäre. Adler soll im Zuge dessen Immobilien überteuert an Tochterunternehmen verkauft haben und später günstiger wieder zurückgekauft haben.
Viceroy hat den realen Wert der Immobilien berechnet und bei der günstigsten Schätzung kalkulierten sie eine Schuldenquote von 72,4 %. Als Folge dieser Quote müsste die Adler Group alle Anleihenbesitzer sofort auszahlen.
Adler weist die Vorwürfe zurück und verweist darauf, dass der Wert der Immobilien von unabhängigen Immobilienbewertern und finanzierenden Banken selbstständig bewertet werden. Die Bafin scheint die Vorwürfe hingegen ernster zu nehmen und leitet Ermittlungen ein.
Gründe für den Wahrheitsgehalt der Shortseller-Attacke gibt es zahlreiche. So spricht vor allem die Erfolgsquote von Viceroy für sich. Die Britten lagen schon in den Fällen von Wirecard (DE0007472060), Steinhoff (NL0011375019) und Grenke (DE000A161N30) richtig. Erstaunlich ist zudem, dass die US-Großbank JP Morgan (US46625H1005), die in der Vergangenheit zahlreiche Anleihenausgaben von der Adler Group überwachten, die Aktien bereits im August und damit lange vor den Vorwürfen shortete.
08.10.2021 - Felix Eisenhauer
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