
Xiaomi begeistert mit YU7, BYD und Li Auto kämpfen mit strukturellen Problemen in China, was auch Tesla nicht kalt lässt
Im chinesischen Automarkt ziehen dunkle Wolken auf
Jahrelang befand der Autosektor in China sich in einer Phase des rasanten Wachstums. Vielleicht ging es etwas zu schnell aufwärts und manch einer flog zu nahe an die Sonne heran. Denn es häufen sich die Anzeichen dafür, dass der Sektor sich schleichend in eine Phase tiefer Konsolidierung begibt. Die Auslieferungszahlen sind zwar hoch, doch Geld verdient damit kaum noch jemand.
Xiaomi (KYG9830T1067) ist dieses Kunststück bis heute nicht gelungen. Erst für das zweite Halbjahr werden für die Geschäfte mit E-Autos Gewinne in Aussicht gestellt. Dabei helfen könnte das kürzlich in den Vorverkauf gestartete SUV YU7, welches sich über ein enormes Interesse erfreuen konnte. Schon in den ersten Minuten konnten über 200.000 Bestellungen verzeichnet werden, nach einer Stunde waren es 289.000.
Damit konnte Xiaomi so manchen Rekord brechen, was allerdings auch auf den Preis zurückzuführen ist. Vollgepackt mit hoher Reichweite und viel Technik geht man umgerechnet etwa 1.200 Euro US-Dollar günstiger als ein Model Y von Tesla an den Start. Da stellt sich manch einer natürlich die Frage, wie hoch die Marge ausfallen mag. Darüber sprach Xiaomi bislang allerdings nicht weiter. Zumindest einige Anleger agierten vor dem Wochenende vorsichtig. Nach frischen Kursrekorden am Donnerstag wurden gestern Gewinne mitgenommen und die Xiaomi-Aktie fiel um 2,9 Prozent auf 6,48 Euro zurück.
Bei BYD wachsen die Sorgen
Das ist natürlich eine deutlich bequemere Ausgangslage als bei BYD (CNE100000296), wo der letzte Kursrekord schon über einen Monat zurückliegt. Es sind vor allem sich ankündigende strukturelle Probleme auf dem chinesischen Markt, die den Anteilseignern zu denken geben. Berichte über prallgefüllte Lager, zurückgehende Produktionskapazitäten und den ruinösen Preiskampf hinterlassen tiefe Spuren.
Dass nun auch noch Xiaomi sehr erfolgreich mit einem potenziellen Kassenschlager an den Start geht, lässt die Unsicherheit noch weiter anwachsen. Es wäre zumindest denkbar, dass BYD damit manchen Käufer verlieren könnte. Zwar ist der Konzern dank eigener Fertigung wichtiger Komponenten wie der Batterien in einer einigermaßen bequemen Ausgangslage. Rückgänge bei Absatzzahlen und Umsätzen sehen die Anleger trotzdem nicht gerne, und ein solches Szenario lässt sich momentan wohl kaum ausschließen.
Li Auto schwächelt
Mehr oder minder dieselben Faktoren machten am Freitag auch der Aktie von Li Auto (KYG5479M1050) zu schaffen, die inmitten einer zarten Erholungsbewegung um 1,9 Prozent auf 27,47 Dollar nachgab. Es bleibt zwar noch bei einem Plus von gut 13 Prozent seit Jahresbeginn, allerdings wandelt das Papier aus charttechnischer Sicht auf dünnem Eis. Viel Unterstützung für die noch nicht zwingend beendete Aufwärtsbewegung ist leider nicht zu finden.
Meldungen über das Unternehmen selbst sind eher rar gesät. Sollte der chinesische Automarkt aber weiter an Schwung verlieren, dürften die Bullen sich eher in Deckung begeben. Eine vollständige Implosion ist eher nicht wahrscheinlich, da vorher die Regierung in Peking regulierend eingreifen dürfte. Ein Stück weit ist dies bereits geschehen. Die Autokonzerne im Land haben sich verpflichtet, ihre Autos nicht unter Selbstkostenpreis zu verkaufen und die Lieferanten einigermaßen pünktlich zu bezahlen.
Tesla: 重大担忧 (Große Sorgen)
Nicht nur chinesische Marken leiden unter der anscheinend schleichend wachsenden Krise auf dem chinesischen E-Auto-Markt. Auch bei Tesla (US88160R1014) bleibt die Thematik nicht unbemerkt, erzielt der US-Konzern doch enorme Umsätze im Reich der Mitte. Einst war Tesla der erste ausländische Konzern, welcher den chinesischen Markt ohne Joint Venture mit einem chinesischen Autobauer beackern durfte. Das ließ die Umsätze jahrelang sprudeln, doch die Wachstumschancen scheinen mindestens zu schrumpfen, ganz abgesehen von Teslas eigenen Problemen wie einer schwer angestaubten Produktpalette.
Dem YU7 von Xiaomi hat man derzeit wenig entgegenzusetzen. Nur bedingt lindern ließen sich die Sorgen der Anteilseigner durch den Start von Robotaxis in den USA, denn begleitet wurde dies von Berichten über Phantombremsungen und andere kleine Zwischenfälle. Das nährt die Zweifel daran, ob Tesla mit seinem rein auf Kameras basierten System überhaupt sichere autonome Fahrzeuge auf die Straße bringen kann. Die Sorgen werden weltweit größer, der Aktiekurs rutschte am Freitag um 1,5 Prozent auf 323,63 Dollar ab.
Könnte ungemütlich werden
Noch ist es zu früh, um dem chinesischen E-Auto-Markt schon den Untergang vorhersagen zu wollen. Grundsätzlich sind die Absatzzahlen sogar sehr erfreulich. Klar ist aber auch, dass die Skepsis zugenommen hat und die Euphorie der vergangenen Jahre sich schlagartig verabschiedet hat. Unternehmen und Anleger werden geerdet. Es wartet nun die große Herausforderungen, hohe Verkaufszahlen auch zu hohen Gewinnen mutieren lassen und dies in einem Umfeld, dass umkämpfter kaum sein könnte.
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29.06.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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